Was erfährst du in diesem Beitrag?
Du bist Online-Unternehmerin oder -Unternehmer und fühlst dich regelmäßig davon überfordert, alles im Blick zu behalten? Regelmäßig Content zu erstellen, fällt dir schwer? Nein, das ist kein Diagnose-Kriterium für ADHS. Es kann aber eine Folge davon sein. In dieser etwas persönlicheren Folge zeige ich dir ein paar meiner Strategien, um mehr Fokus und Routine reinzukriegen.
Warum Content-Tipps für ADHs?
Wie komme ich jetzt eigentlich dazu, die Themen AD(H)S und Content-Stress zu verbinden? Weil ich selbst betroffen bin. Die offizielle Diagnose ist noch relativ frisch, die Herausforderungen, die damit verbunden sind, begleiten mich schon ein Leben lang. Ich rede darüber, weil ich der Meinung bin, dass diese Thematik in die Öffentlichkeit darf. Raus aus der “Modediagnose- oder Kranken-Ecke”, rein in die Normalität.
Außenstehenden zu erklären, was da in meinem Kopf nicht so läuft wie normal, ist schwierig. Aber ich versuche es mal: Meine graue Masse da oben rattert durchgängig. Informationen werden nahezu ungefiltert aufgenommen, ich springe gedanklich extrem hin und her. Was zur Folge hat, dass ich mich wahnsinnig schwer konzentrieren kann, besonders wenn es um ungeliebte Routine-Aufgaben geht. Hat nix mit Faulheit zu tun, sondern mit einem anders funktionierenden Hirnstoffwechsel. Andererseits kann ich mich aber auch extrem in bestimmte Themen verbeißen und dabei auch Essen und Schlafen vergessen. Hyperfokus nennt man das. Manchmal ziemlich praktisch, häufig aber auch störend, wenn du dabei wirklich wichtige Dinge vergisst. Essen, Schlafen oder die Steuererklärung zum Beispiel.
Wenn du gerade denkst: klingt spannend, kann ich aber so gar nicht nachvollziehen, dann ist dieser Beitrag für dich vielleicht nicht ganz von Belang. Vielleicht kannst du aber trotzdem was mitnehmen. Ich weiß aber mittlerweile, dass es da draußen jede Menge Squirrel Brains wie mich gibt. Denn: obwohl nur ca. 5% der Bevölkerung ADHS hat, finden sich unter Selbstständigen ca. 20% die entweder die Diagnose mit mir teilen oder auch ohne offiziellen Stempel wissen oder ahnen, dass sie betroffen sind. Und für die ist dieser Beitrag besonders gedacht.
Worin liegt eigentlich die Herausforderung?
Wenn du online verkaufen willst, musst du dich zeigen. Du brauchst Content. Regelmäßig, relevant, auf verschiedenen Kanälen. Das Thema hatten wir hier ja schon mehrfach. Blöd nur, wenn dir das zwar klar ist, die Umsetzung aber extrem hapert. Weil ständig irgendwas anderes ach so Spannendes durch dein Gesichtsfeld springt und du damit den Fokus auf diesen wichtigen Teil deines Marketings verlierst.
Was ich sehr häufig erlebe, ist eine eine anfänglich große Begeisterung für neue Social Media Formate, fürs Bloggen und Co. Kein Wunder. Das ist ja alles erst einmal aufregend, es gibt Bestätigung von außen, das Dopamin rauscht nur so durch. Mit der Zeit fehlt aber dieser Kick. Weil die Ergebnisse sich nicht sofort zeigen oder weil man sich auch schlicht daran gewöhnt, dass auf Beiträge eben bestimmte Reaktionen folgen.
Andere Dinge sind dann auf einmal interessanter, zum Beispiel ein erster selbst erstellter Online-Kurs. Oder du beginnst eine spannende Kooperation. Manchmal reicht es schon, dass du dich in ein neues Thema mit Begeisterung einarbeitest. Um dann nach ein paar Wochen mit Schrecken festzustellen: “ich hab ja schon ewig nichts mehr veröffentlicht”. Und dann schläft das Ganze irgendwann ein oder wird halt zur Qual.
Wenn du dir mein Social-Media-Profil oder auch den Podcast hier anschaust, wirst du genau solche Lücken immer mal wieder feststellen. Denn nein, zu 100% hab ich es auch noch nicht im Griff. Aber es läuft jetzt seit einer Weile schon deutlich besser.
Weil ich mir meine Tricks angewöhnt habe. Und die möchte ich heute mit dir teilen.
Inhaltliche Planung
Was für mich die absolute Katastrophe ist: wenn ich lediglich plane, wie oft ich wo rausgehen will, aber ohne eine Idee davon, worum es gehen soll. Nicht falsch verstehen, mein kreatives Köpfchen spuckt dann schon was aus. Aber leider passt das in vielen Fällen nicht wirklich zu dem, was jetzt gerade in meinem Business nötig ist. Oder ich verliere mich in der Recherche nach Themenideen und erwisch mich am Ende dabei, eine Einkaufsliste für ein super lecker klingendes peruanische Rezept auf dem Zettel zu haben. Das mir bei Youtube untergekommen ist, als ich nach Inhalten für meinen Blog gesucht hab. Die suche ich allerdings vergeblich auf dem Blatt.
Deshalb nehme ich mir bewusst Zeit und plane ich meinen Content längerfristig vor.
Ich beginne damit, zu überlegen, wo ich in den kommenden Wochen bzw. Monaten thematisch hin will. Denn das kann wechseln. Selbst, wenn du es schaffst, dich auf eine klare kleine Nische festzulegen, wirst du unterschiedliche Angebote im im Laufe des Jahres haben. Wenn ich etwas rund ums Verkaufen im Newsletter rausbringe, sollte in den Wochen davor der im Fokus stehen. Wenn es um Content geht, tanz ich logischerweise dazu meine Reels. Ok, Scherz. Reels sind cool. Getanzt hab ich da aber noch nie und werd ich wohl auch nicht.
Also, ich weiß, was ich in der kommenden Zeit verkaufen will. Dann überlege mir, welche Podcast-Folgen oder Blogbeiträge passen könnten und schreib mir die auf. Anschließend plane ich von dort aus dann gleich auch den Social Media Content. Ist dann auch einfacher, da ich aus einem Blogbeitrag mindestens 3 Posts rausholen kann und damit die jeweilige Woche schon gut abgedeckt habe. Das ist dann eine Liste, bei mir in Excel, mit Themen, die wirklich Sinn ergeben.
Mit diesem Plan arbeite ich dann und umgehe so das Risiko der Ideen-Flaute oder die Gefahr, thematisch völlig abzuschweifen.
Spontanen Ideen nicht immer gleich nachgehen
Das klassische Problem. Zu viel Begeisterungsfähigkeit. Zu viele spannende Nüsse, die man jagen kann. Da gibt es dann immer diese Spontan-Einfälle, von denen man denkt: Das muss ich jetzt sofort mit der Welt teilen. Und ja, auch ich tappe manchmal in die Falle, schreibe und veröffentliche, ohne zu überlegen, ob das jetzt wirklich gerade passt und für meine Leserschaft relevant ist. Oder ob ich nicht einfach nur wieder eine für mich mega-spannende Nuss entdeckt hab und überzeugt bin, dass es für alle auch genauso interessant ist, wie für mich. Was es meistens nicht ist.
Was hilft: Ich schreibe meine Blogbeiträge grundsätzlich als Google Doc vor. So kann ich meine Kreativ-Ausbrüche ausleben, lass sie aber eben erstmal als Dokument in meiner Sammlung. Veröffentlicht wird, was ich ursprünglich geplant hatte.
Falls das Dokument und sein Inhalt auch nach ein paar Wochen noch meinem kritischen Blick standhalten, wird es überarbeitet und darf vielleicht auch ganz regulär mit raus. Wenn es dann passt. Oder ich schmunzel ein paar Monate später über mich selbst und was mir da wieder durchs Hirn geschossen ist.
Der Thematische Fokus
Als AD(H)Sler hast du wahrscheinlich auch ständig neue Konzepte am Start, sprühst nur so vor Ideen, was du noch alles für deine Kunden anbieten kannst, begeisterst dich ratzfatz, nur um das Interesse ein paar Wochen später zu verlieren.
Das ist ne feine Sache. Denn du wirst selten dasitzen und denken: “Keine Ahnung, was ich als nächstes umsetze oder verkaufe”. Es hat aber auch den Nachteil, dass die Konsistenz in deinem Marketing fehlt. Und die ist wichtig. Wenn du thematisch immer wieder springst – wofür sollen die Leute dich dann als Experte wahrnehmen?
Ich weiß, ich weiß. Es ist super schwer, nicht jedem Bällchen hinterherzuspringen. Es ist aber wichtig. Es ist noch gar nicht sooo lange her, da hab ich als Rückmeldung auch immer wieder bekommen: “ich weiß, dass du gut bist und dich richtig rund ums Texten und Marketing auskennst. Aber was genau deine Spezialität ist oder wofür ich dich empfehlen soll, kann ich dir auch nicht sagen”. Nicht die besten Voraussetzungen, oder?
Also wähle dir deine Nische und dann bleib auch dabei. Du kannst wahrscheinlich viel mehr bieten, aber damit torpedierst du dein eigenes Marketing und damit dein Business. Natürlich ist es ok, sich auszuprobieren. Aber wenn du deine Zone of Genius gefunden hast, bleib bitte dabei und mach den Rest als Hobby nebenher, wenn Zeit dafür bleibt. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung 😉
routinen
Das klingt jetzt wahrscheinlich ganz schrecklich. Oder du denkst: das ist doch der typische Tipp, der bei mir aber eben nicht funktioniert. Routinen helfen aber tatsächlich, wenn du weißt, worauf du dabei achten solltest.
Lerne zuerst deinen Bio-Rhytmus kennen
Mich nerven immer wiederkehrende, langweilige Aufgaben auch enorm und ich krieg sie schwer umgesetzt. Was mir aber sehr geholfen hat, ist meinen Bio-Rythmus besser zu verstehen. Ich weiß zum Beispiel, dass meine kreative Hochphase meistens spät abends beginnt. Und Tage wie Montag und Freitag für sowas so gar nicht gehen.
Nehme ich mir also für Montagvormittag vor, einen neuen Blogbeitrag zu schreiben, wäre das pure Quälerei und würde ewig dauern. Dafür schaffe ich es in der Zeit besonders gut, Aufgaben zu bearbeiten, die eine schnelle Antwort oder Reaktion erfordern. Perfekt also, um Mails zu beantworten, Social-Media-Beiträge zu kommentieren und Co.
Freitag ist ein typischer Tag, wo ich merke, dass meine Energie ziemlich runtergeht. An wirkliche Kreativität ist nicht zu denken, schnelle Entscheidungen sind aber auch nicht mehr wirklich möglich. Also ist dieser Tag für wirkliche Routine-Aufgaben reserviert, die nicht viel Nachdenken erfordern.. Steuerkram und sowas zum Beispiel. Der Freitag ist aber auch perfekt für Interviews und Gespräche mit Kunden oder Geschäftspartnern. Denn die dürfen dann in Ruhe nachreifen und einsacken.
Plane deine Woche entsprechend
Wenn du herausgefunden hast, wann deine Zeiten sind, in denen dir bestimmte Aufgaben leichter fallen, dann richte dein Business auch danach aus und plane Zeit dafür fix im Kalender ein.
Bei mir ist zum Beispiel der Dienstagnachmittag und -abend für Content-Erstellung reserviert. Ich rede hier nicht davon, einen Blogbeitrag komplett fertig zu machen und den Social-Media-Kram dazu. Es geht um den textlichen Inhalt und vielleicht noch die Bilder.
Der Rest, also der kleinteilige Technik-Kram, kommt am Donnerstag im Laufe des Tages. Denn das erfordert keine Kreativität, sondern eine andere Energie.
Indem ich ziemlich klar definiere, wann ich mich um welche Themenfelder kümmere, fällt es mir vieles deutlich leichter. Denn ich überlege morgens nicht mehr, was genau jetzt dran und wichtig ist. Es ist klar und das gibt mir mehr Fokus für genau diese Aufgaben. Und ich verpass auch weniger Termine. Denn wenn die immer gleich sind, ist irgendwann klar: Donnerstag ist Co-Working in meinem Club.
Finde deine Formate
Tägliche Stories auf Instagram? Kann ich knicken. Vergesse ich ständig. Regelmäßig live gehen ist auch ne Herausforderung. Denn ich bin schon ein bisschen eitel und zeig mich ungern mit wirrem Haar auf Social Media. Jetzt aber extra täglich den Föhn zu schwingen, damit die Locken sitzen, ist mir schon wieder viel zu viel Aufwand.
Wenn ich davon spreche, regelmäßig mit Content rauszugehen, sollten das also Formate sein, die dir liegen und die du vor allem vorplanen kannst. Denn dann ist es deutlich leichter, diese Regelmäßigkeit reinzubekommen.
Und es sollten Formate sein, die aufeinander einzahlen. Denn das bedeutet deutlich weniger Arbeit. Also bitte keinen Podcast über gesunde Ernährung, einen Newsletter mit regelmäßigen Rezepten und ein Social Media-Account mit dem Schwerpunkt auf leichter Bewegung. Auch nicht als Abnehm-Coach. Mach dir nicht mehr Arbeit als nötig.
Erstelle alles am Stück
Was meine ich damit? Wenn ich einen Blogbeitrag schreibe, erstelle ich direkt dazu die Social-Media-Beiträge und den Newsletter. Alles in einem Rutsch und gut ist. Das ist wie gesagt häufig am Dienstag dran. Donnerstag kümmere ich mich dann um die technische Umsetzung.
Da ich natürlich nicht jeden Donnerstag 3 Social-Media-Beiträge raushaue und dann den Rest der Woche nichts, nutze ich Planungstools. So kann ich perfekt steuern, wann die Inhalte rausgehen, ohne mich selbst noch einmal darum kümmern zu müssen.
Mit dieser Arbeitsweise spare ich nicht nur enorm Zeit, ich kann vor allem die restliche Zeit nutzen, um mich um alles andere zu kümmern. Statt mich jeden Tag mit dem Thema Content beschäftigen zu müssen.
Fazit
Gerade, wenn du wie ich, Schwierigkeiten damit hast, Regelmäßigkeit in deine Abläufe zu bekommen, solltest du schauen, dass du strukturiert vorgehst. Plane deine Inhalte schon weiter im Voraus, statt einfach spontan etwas zu erstellen. Geh dabei sinnvoll vor. Welche Inhalte zahlen auf dein Business ein und welche dienen nur dazu, dein Mitteilungsbedürfnis zu befriedigen.
Überlege dir, wann für dich perfekte Zeiten sind, um dich der Content-Erstellung zu widmen und wie du die Abläufe vereinfachen kannst. Eine Möglichkeit ist, Inhalte für verschiedene Plattformen am Stück zu erstellen, die technische Umsetzung zeitlich vom Kreativ-Teil zu trennen und mit Planungstools zu arbeiten.
Falls du dich hier wiedergefunden hast und dir weitere Fragen unter den Nägeln brennen, schreib mir gern eine Mail. Dann nehme ich meine Tipps dazu gern hier im Podcast mit auf.