Was erfährst du in diesem Beitrag?
„Die Leute wollen nur noch schnell und Häppchen konsumieren.“ „Keiner hat mehr Lust, sich ellenlange Texte durchzulesen.“ „Mehr als die ersten zwei Zeilen liest doch eh keiner.“ Diese und ähnliche Behauptungen sehe ich immer wieder.
Aber wie ist es eigentlich. Stimmt das?
Warum machen sich einige so viel Arbeit mit langen Blogposts und warum empfiehlt dir LinkedIn, das umfangreiche Format eines Artikels zu wählen, wenn du dort besser gesehen werden willst? Und wenn du schon bloggst, wie viele Wörter sind perfekt für einen Artikel? 500 oder 2.000?
Warum stellt Facebook 63.206 Zeichen für Beiträge zur Verfügung, wenn doch eh nur die ersten 40 gelesen werden?
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, warum sogenannter Long form Content definitiv Sinn macht. Und welche Voraussetzungen er erfüllen sollte, um tatsächlich erfolgreich zu sein.
Lieber hören statt lesen? Hier ist der Podcast-Beitrag.
Artikel & Co – die perfekte Wortanzahl für Blogartikel.
Das du dein Marketing nicht alleine auf Social Media-Plattformen wie Facebook und Instagram aufbauen solltest, habe ich schon mehrfach deutlich gemacht.
Long Story Short: Bist du nur dort aktiv, begibst du dich komplett in die Hand dieser Plattformen. Wird dein Account, warum auch immer gesperrt, hast du ein Problem. Mit einem Blog auf deiner eigenen Seite kann dir das nicht passieren. Dort hast du deine Inhalte selbst unter Kontrolle.
Ich gehe jetzt also einmal davon aus, dass du den Sinn hinter Blogbeiträgen verstehst. Aber die Frage bleibt: wie viel schreibst du denn nun am besten? Wenn alle nur schnell scannen, macht es kaum Sinn, lange Artikel zu schreiben, oder?
Dazu gibt es ein schönes anschauliches Beispiel von Kevin Delaney, Chefredakteur des Business-Magazins Quartz.
Diese Seite hat vor einigen Jahren ein Experiment gewagt und begonnen, richtig lange Beiträge, gerne auch mal mit 2.000 Wörtern, veröffentlicht. Die damals übliche Empfehlung lag bei 700 bis 800 Wörtern. Mehr würden Nutzer eh nicht lesen oder nur sehr wenige.
Als dann nach ein paar Monaten die Zugriffszahlen ausgewertet wurden, waren sie vom Ergebnis überrascht. Beiträge unter 500 Wörtern zeigten eine gute Performance. Das Mittelfeld schnitt richtig mies ab. Ab circa 1.000 Wörtern Inhalt gingen die Zugriffszahlen jedoch deutlich nach oben.
Das Fazit von Delaney: je länger der Artikel, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass er Erfolg hatte. Bekannt wurde das unter dem Begriff Quartz-Kurve.
Warum ist das so?
Die Begründung von Delaney klingt absolut vernünftig: Bis zu 500 Wörter sind schnell überflogen, ohne, dass die Aufmerksamkeit sinkt. Kurze Beiträge sind also super, um eine Nachricht oder Information weiterzugeben.
Willst du aber wirklich intensiv in ein Thema einsteigen, sind 700 Wörter zu wenig. Du brauchst also mehr Platz und mehr Worte. Das ist normal und das akzeptiert dein Leser auch. Vorausgesetzt natürlich, der Inhalt interessiert ihn oder sie.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 700 bis 800 Wörter zu lang sind, um ein „kleines“ Thema zu behandeln und zu kurz, um richtig einzusteigen.
Wenn du also Beiträge erstellst, entscheide dich. Bei LinkedIn ist das ganz einfach gestaltet. Entweder schreibst du einen Beitrag oder eben einen Artikel. Beides ist gut für deine Reichweite. Deinen Expertenstatus wirst du aber mit Artikeln eher stärken, denn diese sind länger sichtbar und werden häufiger geteilt.
Was bedeutet das für deine Beiträge?
Long form Content, also Texte von mehr als 1.000 Wörtern funktioniert. Und das sogar richtig gut. Wenn du jetzt aber nur deine üblichen Beiträge nimmst und sie noch ein bisschen aufbläst, wird gar nichts passieren.
Wie schreibst du also einen langen Artikel, der auch wirklich gelesen und geteilt wird?
Finde ein relevantes Thema
Dieses Thema sollte grundsätzlich in deine Content- bzw. Blogstrategie passen.
Wenn du einen Reiseblog betreibst, kannst du einen wunderbaren und qualitativ wertvollen Artikel mit 2.000 Wörtern über die Fellpflege deines Dackels abliefern. Vielleicht wird der Artikel sogar besucht und weiterempfohlen. Aber was bringt dir das? Seitenbesucher und vielleicht sogar Reichweite. Aber unter anderen Dackelbesitzern. Die Chance, dass die sich für deine Reiseberichte oder dein Buch interessieren, ist gering. Also: Bleib in deinem Themenbereich.
Bietet der Artikel einen Mehrwert?
Lange Artikel machen nur dann Sinn, wenn sie auch wirklich Inhalt und Mehrwert bieten. Das bedeutet, dass du in deinem Beitrag entweder eine neue Erkenntnis oder Sichtweise vorstellst.
Oder du bereitest schon vorhandene Informationen so für den Leser auf, dass er zu dieser einen Frage alle relevanten Infos an einer Stelle, nämlich in deinem Beitrag, findet.
Was auch gut geht: suche dir ein Thema und beleuchte es von allen Seiten. Um bei der Fellpflege des Dackels zu bleiben, vergleiche Hundeshampoo aus der Drogerie mit einem teuren Markenprodukt und gehe dann noch Hausrezepte und vegane Alternativen ein. Zeige Vor- und Nachteile auf, ohne dabei zu sehr zu werten. Dein Leser ist selbst in der Lage, sein Urteil zu fällen. Er liest ja nach, weil er sich informieren will. Aber wer braucht schon einen langen Text, der dann schon eine Meinung festlegt?
Mach deine Hausaufgaben – die Recherche
Bevor du mit dem Schreiben beginnst, trage alle Informationen zusammen. Schreibe dir die Quellen dazu auf. Das hilft dir, diese noch mal zu überprüfen und später nachvollziehen zu können, woher du welche Info hattest.
Prüfe, was davon wirklich relevant ist und in deinen Artikel passt. Falls du weiterführende Informationen findest, die den Rahmen deines Artikels sprengen würden, notiere sie dir trotzdem. Keiner ist böse, wenn du Links setzt, die dem Leser ermöglichen, noch tiefer in die Materie einzusteigen.
Schreibe, mit Struktur
Fasse ähnliche Punkte zusammen und bilde dann ein Grundgerüst – strukturiere den Inhalt mit Sinn. Wie du genau vorgehst – ob du also erst Zwischenüberschriften schreibst und dann die Absätze ausarbeitest oder lieber einen Fließtext verfasst, den du dann unterteilst, ist dir überlassen. Hauptsache, es wird keine Textwüste.
Denke immer daran: Zwischenüberschriften sind gerade bei längeren Texten zwingend. Viele Leser sind bereit, auch lange Artikel zu lesen. Sie scannen dabei aber trotzdem, wo der Mehrwert für sie liegt und wo sie genau das finden, was sie suchen. Hilf ihnen dabei.
Nicht nur Zwischenüberschriften und Absätze sind wichtig. Damit das Lesen nicht komplett ermüdet, solltest du auch Bilder, Grafiken oder auch mal eine Liste mit einbauen. So wirkt der doch recht lange Text lockerer.
Einleitung und Abschluss bei langen Beiträgen
Starte mit einer kurzen Einleitung, die erklärt, worum es im Artikel geht. Wenn du magst, baue dort auch ein kleines Inhaltsverzeichnis mit Sprungmarken zu den Zwischenüberschriften ein. So muss keiner lange scrollen, um zu dem einen für ihn interessanten Punkt zu kommen.
Gerade bei langen Artikeln macht es oft Sinn, einen Abschluss zu formulieren. Das kann ein kurzes Fazit sein oder eine schnelle Zusammenfassung. Fordere deinen Leser zu einer Handlung auf. Stelle eine Frage, bitte um das Teilen des Beitrags oder Feedback. So hast du gute Chancen auf Interaktion. Und die ist ja immer von Vorteil.
Hat dein Beitrag Potenzial für einen Evergreen?
Lange Beiträge machen viel Arbeit. Du musst Inhalte recherchieren und aufbereiten, eine Menge Text schreiben und dann noch nett aufbereiten. Da wäre es also sicher schön, wenn dein Text nicht schon nach wenigen Wochen uninteressant, weil veraltet ist, oder?
Da lange Beiträge auch nach längerer Zeit tolle Trafficquellen für deine Seite sind, solltest du daher bei der Themenauswahl mit Bedacht vorgehen.
Suche dir einen klassischen Evergreen – ein Thema, das nicht tagesaktuell oder sonst irgendwie „mit Verfallsdatum“ ist.
Alternativ funktioniert aber auch ein Themenblock, der sich schon immer mal wieder ändert, aber nur kleine Anpassungen erfordert.
Ein schöner Klassiker hierfür sind die Beiträge, die am Anfang des Jahres die neuesten Zahlen zu Social Media veröffentlichen. Also die aktuell empfohlenen Bildgrößen und Beitragslängen. Da sich hier ständig etwas ändert, suchen viele danach. Hast du dann einen Beitrag, bei dem immer wirklich die aktuellen Zahlen stehen, ist die Chance hoch, dass er gut rankt.
Das geht natürlich auch in jedem anderen Bereich!
Lange Beiträge auf Facebook?
Wunder über Wunder, auch bei Facebook kann umfangreicher Content richtig ziehen. Solche Beiträge nennen sich Skyscraper, also Wolkenkratzer. Und genauso lang sind sie dann auch. Wie schon eingangs erwähnt, bieten die Beiträge von Facebook ordentlich Platz zum Schreiben. 63.206 Zeichen, das sind grob gerechnet 20 Din-A4-Seiten eng getippt. Da passt was rein, oder?
Nun erwartet niemand, dass du diese Begrenzung sprengst. Die normale Empfehlung für Facebook-Beiträge liegt bei 40 Zeichen, denn so viele werden ungefähr angezeigt, ohne, dass der Leser auf „weiterlesen“ klicken muss. Aber es gibt eben auch die Ausnahmen. Achte in Zukunft mal bewusster darauf. Oft erhalten diese Beiträge deutlich mehr Interaktion, werden geteilt oder geliked.
Voraussetzung ist natürlich wie immer, dass das Thema, über das du schreibst, irgendjemanden interessiert. Triffst du aber einen Nerv oder ein Interesse – Bingo!
Lange Texte auf verschiedenen Plattformen nutzen?
Long Content macht Arbeit.
Umso größer ist die Versuchung, deinen Blogbeitrag dann einfach zu kopieren und so bei Facebook oder LinkedIn einzustellen.
Bitte, bitte niemals machen!
So produzierst du dir deinen eigenen Duplicate Content, was deine Seite bei Google abwertet. Und nebenher wirkt es auch „faul“ auf diejenigen, die zufälligerweise oder bewusst auf mehreren deiner Kanäle unterwegs sind. Das Attraktive an langen Beiträgen ist unter anderem, dass sich da jemand offenbar Zeit genommen hat, all das aufzuschreiben. Und das in unserer schnelllebigen Zeit. Also verspiele das nicht.
Was gut geht: einzelne Punkte aus dem Beitrag aufnehmen und als einzelne Tipps oder Beiträge inhaltlich (aber nicht wortwörtlich) weiterverwenden. Dann auch gerne mit einem Link zum ursprünglichen Artikel.
Fazit
Die Mindestlänge für Blogbeiträge liegt bei ca. 350 Wörtern. Darunter ist das Risiko zu groß, dass Google deinen Text als zu kurz und irrelevant einstuft. Beiträge bis zu 500 Wörtern funktionieren sehr gut, wenn du eine Aussage oder eine Nachricht weitergeben willst.
Möchtest du in die Tiefe gehen, solltest du auf long form content, also lange Beiträge setzen. Je nach Definition sind das Beiträge ab 1.000 oder 1.800 Wörtern.
Meine Erfahrung: Ab 1.200 Wörtern laufen Beiträge richtig gut. Das entspricht einer Lesezeit von sieben Minuten und damit der durchschnittlichen Aufmerksamkeitsspanne für ein interessantes Thema.
Entscheidend ist, dass dein Artikel einen wirklichen Mehrwert bietet. Hast du wirklich etwas zu sagen, kann dein Beitrag auch deutlich umfangreicher sein.
Gerade bei langen Artikeln solltest du zwingend auf eine gute Struktur achten und natürlich auch auf SEO-Gesichtspunkte.
Ansonsten gilt: Nicht kopieren, für jeden Kanal extra schreiben.
Was denkst du, macht dieses Beitragsformat für dich Sinn? Hast du eine Idee, wie du Long Content in deinen Blog integrieren könntest?