Was erfährst du in diesem Beitrag?
Warum du deinen Content wieder verwenden solltest
Content ist wichtig für dein Marketing. Die Erstellung kostet aber Zeit. Ein Problem, dass ich häufig erlebe: Viele sind so sehr mit der Produktion von Inhalten beschäftigt, dass sie einen wichtigen Aspekt übersehen. Sie denken fälschlicherweise, dass sie jedes Mal, wenn sie etwas veröffentlichen, mit neuen und interessanten Dingen aufwarten müssen. Dass das die Basis des Content Marketings sei. Dabei geht es viel einfacher: mit Content Recycling.
Was das genau ist, wo der Unterschied zu anderen Methoden der Wiederverwertung liegt und wie du es in die Praxis umsetzt, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist Content Recycling?
Beim Content Recycling ist es wie beim Recycling von Wertstoffen. Bestehende Inhalte werden genommen, von Schmutz, altem Kram und Co. gereinigt und anschließend zur Erstellung neuer Dinge genutzt. Es geht also nicht darum, einem alten Blog-Beitrag nur ein bisschen Politur und ein neues Veröffentlichungs-Datum zu verpassen. Hier steckt schon ein bisschen mehr Arbeit drin – die sich aber eindeutig lohnt.
Denn wenn du eine Flasche aus Recycling-Material bekommst, möchtest du da ja auch nur die richtigen Materialien drin verwendet haben und nicht alles, was im Gelben Sack landet, oder?
Genau genommen unterscheidet sich Content Recycling genau dadurch vom Content Republishing und Content Remastering. Klingt verwirrend? Versteh ich. Was der Unterschied ist, erkläre ich dir gleich kurz.
Im Beitrag grenze ich allerdings nicht so genau ab. Denn in allen Fällen geht es ja darum, vorhandenen Content wiederzuverwerten und ich möchte dir alle Methoden zeigen.
Content Republishing
Unter Republishing versteht man die Wiederverwendung von bestehenden Inhalten, ohne sie groß zu bearbeiten. Diese Methode kannst du anwenden, wenn ein Thema immer mal wieder aktuell wird. Hast du zum Beispiel Beiträge, die zu einer bestimmten Jahreszeit passen, nimmst du sie dir vor, schaust, ob sie aktuell sind, passt eventuell noch an und dann: raus damit!
Content Remastering
Diese Technik funktioniert so, wie die du es von Filmen oder Musik kennst. Dabei werden die alten Schinken mit moderner Technik bearbeitet und erstrahlen anschließend in neuem Licht. Ähnlich funktioniert das Content Remastering. Bilder und Formate werden angepasst, der Text auf Keywords optimiert, der Inhalt selbst ändert sich aber nicht wirklich.
Weshalb sich Content Recycling lohnt
Das liegt eigentlich auf der Hand: Durch die Weiterverwertung bestehender Inhalte sparst du Zeit und Energie. Du musst das Rad nicht ständig neu erfinden oder andere Themen bedienen. Denn aus dem einmal erstellten Content lassen sich viele weitere Formate und Inhalte ableiten.
Ein weiterer Vorteil ist, dass du so mehr Aufmerksamkeit und Reichweite für die einzelnen Beiträge generierst. Denn du teilst sie nicht nur einmal mit einem Link auf Social Media, wo sie ratzfatz untergehen, sondern bringst Leser auf vielen Wegen zu deinen wertvollen Inhalten.
Im Grunde genommen sollte die Weiter- und Wiederverwertung ganz normaler Teil deiner Content Marketing Strategie sein. Falls du es also noch nicht einsetzt, wird es höchste Zeit.
Content Recycling in der Praxis
Schritt 1: Verschaffe dir einen Überblick
Um nicht enorm viel Arbeit in etwas zu stecken, was am Ende nicht viel bringt, solltest du dir zum Anfang einen Überblick über deinen alten Content verschaffen. Das nennt sich dann Content Audit.
Dabei schaust du, welche Inhalte du bereits erstellt hast. Schreib dir eine Übersicht, welche Blogbeiträge du wann veröffentlicht hast, welche Videos vielleicht auf YouTube schlummern und welche Podcastfolgen wann und zu welchen Themen dran waren.
Dieser Überblick betrifft die Content-Formate, die ich als “langlebigen Content” bezeichne, also Inhalte, die nicht auf Social Media nach wenigen Stunden aus dem Feed verschwinden.
Notiere dir dazu auch die wichtigsten Kennzahlen: Wie viele Besucher hatte dein Beitrag? Wie oft wurde er kommentiert, geteilt oder verlinkt? Wenn er verlinkt wurde, wie wertvoll ist dieser Link? Stammt er von einer Seite, die gut zu deinem Thema passt und wo du von der Verbindung profitierst? Oder ist der Link eher nicht so prall? Rankt er bei Google, wenn ja, wofür und auf welcher Position? All das ist für die weitere Bewertung wichtig.
Und ja, dieser erste Aufwand kostet Zeit. Es lohnt sich aber. Wenn du dir diese Übersicht bestehender Inhalte wegspeicherst und sie bei weiteren Veröffentlichungen immer gleich aktualisierst, sparst du dir in Zukunft eine Menge Arbeit, dann gilt es beim nächsten Audit nur noch, die Kennzahlen zu aktualisieren.
Schritt 2: Finde deine wertvollen Inhalte
Dein Content sollte ja einen guten Mix aus verschiedenen Formaten, Expertenbeiträgen und persönlichen Einblicken darstellen. Nicht jeder einzelne Inhalt wird auf Dauer relevant sein. Dein Rant über die steigenden Spritpreise von 2019 ist heute nicht mehr aktuell und eignet sich daher genauso wenig zum Content Recycling wie dein Jahresrückblick 2010 oder ein Beitrag mit Tool-Tipps, die es gar nicht mehr so gibt.
Wenn du deine Liste vor dir hast, streiche daher zuerst einmal alle Beiträge raus, die nicht mehr relevant sind. Entweder, weil sie vom Thema her nicht mehr aktuell oder weil sie inhaltlich veraltet sind und die Überarbeitung mehr Zeit kostet, als etwas neu zu erstellen.
Im nächsten Schritt prüfe bitte ab, welche Beiträge am erfolgreichsten waren. Wo wurde besonders häufig kommentiert? Welche Seiten öfter als andere aufgerufen? Welche Inhalte wurden auf Social Media oder woanders geteilt? Diese Schmankerl verdienen deine Aufmerksamkeit.
Schritt 3: aktualisiere deinen Content
Das hat jetzt nur bedingt mit Content Recycling zu tun, ist aber Voraussetzung für eine effektive Wiederverwertung deiner Inhalte. Und: dieser Schritt ist auch wichtig, wenn du einfach nur so deine Seite für Google attraktiv halten willst. Denn nichts ist uninteressanter (und schlechter fürs Ranking), als Inhalte, die nicht mehr up to date sind.
Schau dir also deine Top-Inhalte an und prüfe:
- Gibt es neue Erkenntnisse?
- Kannst du weitere Inhalte dazu verlinken?
- Belegen Studien deine Annahmen?
- Sind alle Zahlen und Fakten aktuell?
- Kannst du sonst den Inhalt aufwerten? Zum Beispiel, indem du ein Video hinzufügst oder einen kostenfreien Download?
All das ist schon ein erster Super-Schritt. Denn Google wird diese Anpassungen registrieren und damit diese Beiträge als aktuell und daher relevanter einstufen.
Schritt 4: Welche Inhalte bieten sich an, um in einem neuen Format zu glänzen?
Einige Beiträge kannst du direkt nach der Aktualisierung so neu veröffentlichen. Bei anderen bietet es sich an, den Inhalt in verschiedene Formate zu bringen und so neue Kanäle zu bespielen.
Blogbeiträge funktionieren zum Beispiel häufig wunderbar als Podcastfolge.
Ein How-To-Beitrag, in dem du einen bestimmten Prozess Schritt für Schritt erklärst, macht sich auch genial als Video bei YouTube oder Vimeo. Aus so einem Beitrag lassen sich auch gut ein Workbook oder eine Checkliste erstellen, die du anschließend für dein Marketing nutzen kannst.
Umgekehrt funktioniert das natürlich auch. Mittlerweile gibt es bei mir ja zu jeder Podcastfolge einen begleitenden Blogbeitrag. Das war aber nicht immer so. Insofern bemühe ich mich darum, alte Folgen zu verschriftlichen und so auch im Blog anzubieten.
Auch sehr schön: wenn du siehst, dass ein Blogbeitrag zu einer spannenden weiteren Diskussion geführt hat. In dem Fall kannst du diese Diskussion aufgreifen und für einen neuen Beitrag nutzen.
Schritt 5: Bring zusammen, was zusammen gehört
Du hast über die Zeit mehrere Blogbeiträge zu einem Thema geschrieben, die sich gut ergänzen? Dann nutze diese Inhalte und bring sie in einem E-Book zusammen. Dieses E-Book macht sich wunderbar als wertvolles Freebie, um neue Abonnenten für deinen Newsletter zu finden oder als Bonus zu deinen Angeboten zum gleichen Thema.
Oder du hast mehrere YouTube-Videos, die aufeinander aufbauen? Mach eine kostenfreie E-Mail-Serie daraus und verwende sie als Einstieg in dein Themenuniversum. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Schritt 6: Erstelle Micro Content für Social Media
Ich gestehe, das ist mein Lieblingshack, wenn es ums Content Recycling geht. Und zwar nicht nur für alte Inhalte, sondern für alle umfangreicheren Beiträge. Denn mal ehrlich: du machst dir ne Menge Arbeit mit einem Blogbeitrag. Dann sollte er bitte auch wahrgenommen werden und dir und deinem Business was bringen, oder?
Schau dir daher deine Inhalte an: welchen Micro Content kannst du aus dem großen Ganzen lösen? Welche Aussagen stehen gut für sich oder machen neugierig auf das Thema? Normalerweise kannst du so aus einem einzelnen Blogbeitrag Content für die nächsten zwei Wochen generieren.
- Du kannst einen Überblick im Newsletter geben,
- einzelne Unterpunkte auf deinen Social-Media-Kanälen im Feed teilen,
- in den Stories einzelne Tipps und Ideen aus dem Beitrag teilen
- Eigene Erfahrungen deiner Leser abfragen
- und so weiter.
Fleißarbeit: Das Gleiche für Social Media
So ein Content Audit für deinen Blog ist schon ne Nummer. Es lohnt sich aber auch für Social Media.
Ich gestehe ja, ich bin nicht so ein Zahlen- und Statistikfreak und kümmere mich auch viel zu selten um meine Auswertungen. Hin und wieder ist es aber sinnvoll. Nicht nur, um zu wissen, was funktioniert und was nicht, sondern um eben auch hier die Schmankerl rauszufinden und wiederzuverwerten.
Schau also ruhig regelmäßig in deine Kanäle und filtere dir die Beiträge, die besonders viel Interaktion gebracht haben. Prüfe, ob das Thema deshalb interessant war, weil es einen aktuellen Bezug hatte oder ob es Potenzial für einen Evergreen hat. Ist das zweite der Fall, dann nutze ihn wieder.
Gerade auf Social Media kannst du Beiträge 1:1 genauso wieder rausgeben. Zum einen werden deine Inhalte selbst deinen Followern nicht gleichmäßig ausgespielt und oft sehen sie es gar nicht. Zum anderen ist dieses Medium so schnell-lebig, dass es kaum auffällt und auch niemanden stört.
Pro-Tipp: Canva Vorlagen nutzen
Wenn du Canva als Tool zur Erstellung deiner Visuals, also der Grafiken und Bilder für Social Media nutzt, dann lösche über überschreibe deine erstellten Beiträge nicht sofort, sondern speichere sie in thematisch sortierte Ordner. So hast du später einfach wieder Zugriff auf die, die besonders gut funktioniert haben.
Solltest du auch Content löschen?
Ich weiß, wie sehr das Herz blutet, wenn du einen Beitrag löschst, der viel Arbeit gekostet hat oder bei dem das Thema wichtig für dich ist. Allerdings ist das Google ziemlich egal. Die Suchmaschine (und auch deine Seitenbesucher) wollen aktuelle und relevante Inhalte.
Daher empfehle ich dir, bei deinem Content Audit auch genau zu prüfen, was eventuell gelöscht werden kann, ins Archiv darf oder auch nur aus der Suchmaschinenindexierung raus darf.
Als Indikator zur Bewertung helfen folgende Fragen:
- Ist das Thema überhaupt noch relevant?
- Wie viel Zeit kostet dich die Überarbeitung? Wäre es einfacher, das Thema neu in Angriff zu nehmen?
- Passt der Beitrag thematisch noch zur Ausrichtung deines Business?
- Wurde er überhaupt gelesen oder hast du an deiner Zielgruppe vorbeigeschrieben?
Klar, ein gut gefüllter Blog ist was Feines. Wenn da aber nur Sachen drinstehen, die nicht wirklich auf dein Business einzahlen, erreichst du damit das Gegenteil. Also ja, du darfst und solltest auch immer mal wieder Inhalte löschen.
Fazit
Du siehst, Content Recycling ist ein weites Feld und definitiv sinnvoll. Egal, ob du diese Methoden anwendest, um aktuelle Inhalte so weit wie möglich zu streuen oder altem Content neue Aufmerksamkeit zu geben, nutze diese Chancen. Denn wenn du dir schon die Arbeit mit wertvollen Beiträgen machst, dann lass sie nicht im Netz-Nirwana verschwinden, sondern hol das Beste aus ihnen raus.
Diese Varianten funktionieren aber nur für Inhalte, die es wert sind, noch einmal in die Hand genommen zu werden. Deshalb solltest du genau prüfen, wo es Sinn ergibt und wo es doch besser ist, zu löschen und neu zu erstellen.