Was erfährst du in diesem Beitrag?
Ich weiß nicht, wie viele Unternehmerinnen und Unternehmer ich schon getroffen habe, die sich wahnsinnig schwer damit tun, sich selbst zu zeigen. “Es geht doch nicht um mich”. “So spannend bin ich ja nun auch wieder nicht”. “Ich mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen.” Das sind die klassischen Sätze, die ich da höre.
Warum diese Einstellung ein Fehler ist und was du machen kannst, um dich zu zeigen, ohne dich dabei unwohl zu fühlen, darum soll es in dieser Folge gehen.
Lass uns mal in der Zeit zurückspulen. Sommer 2011.
Ina, damals Geschäftsführerin bei einem touristischen Mittelständler, war es gewohnt, bei wichtigen Veranstaltungen auf Messen unterwegs zu sein oder vor mehr als 3 Leuten zu reden. Ist halt Teil des Jobs. Es war klar, dass wir in der Geschäftsführung das Gesicht nach außen sind.
Das 20-jährige Firmenjubiläum steht an. 250 geladene Gäste. Eine Rede. Logisch. Kriegen wir hin, wird schon gehen.
Damit alles sitzt, absolvieren wir mehrere Trainings mit einer Schauspielerin des hiesigen Theaters. Bühne und so.
Der große Tag ist da, wir stehen da oben, alle Augen auf uns. Tragen unsere geübte (und tatsächlich gute) Rede abwechselnd vor. Es gibt Tränen im Knopfloch und Lacher. S’läuft würde man sagen.
Und währenddessen stirbt Ina innerlich. Die Beine zittern, ich fühl mich wie in Watte gepackt, hab das Gefühl, jederzeit umzukippen. Nix mit “wenn du erstmal anfängst ist das Lampenfieber vorbei”.
Es war die Hölle. Dabei reden wir ja nicht mal vor Fremden. Das sind alles Menschen, die wir kennen. Familie, Freunde, Kolleginnen und Kollegen, langjährige, vertraute Geschäftspartner.
Beim Runterstiefeln von der Bühne war mir klar: Ich bin keine Rampensau. Ich brauch keine Scheinwerfer. Das überlasse ich lieber anderen.

Es geht nicht ohne
Ein paar Jahre später habe ich mich als Texterin selbstständig gemacht und hatte von Anfang an nicht wirklich Probleme, Kunden zu finden. Die fix aufgesetzte Webseite brachte direkt erste Projekte, der Rest lief über Mundpropaganda und Empfehlungen. Es gab also keinen Grund, irgendwie in die Akquise zu gehen oder mich großartig zu zeigen.
Im Hinterkopf saß aber immer der kleine Zweifler … “Was, wenn Kunde XY jetzt wegbricht? Wie findest du was Neues? Akquise war ja noch nie deine Stärke …”
Spätestens als ich anfing, Schreib-Coaching anzubieten, wurde klar, so funktioniert das nicht. Denn bekommt man Teilnehmer über Empfehlungen? Vielleicht, ein paar wenige. Um einen Kurs zu füllen, reicht das aber lange nicht.
Und woher sollen Leute auch wissen, dass meine Inhalte gut sind? Dass sie bei mir wirklich was lernen können?
Wissens-Content ist nur die halbe Miete
Mein erster Ansatz war mein Blog. Schreiben ist eh meins. Dinge und Zusammenhänge erklären auch. Easy peasy also.
Hat es was gebracht?
Jetzt, viele Jahre später – ja. Mittlerweile kommen immer wieder Teilnehmer zu mir, die mich über den Blog oder den Podcast kennen gelernt haben.
Aber war das von Anfang an so?
Kein bisschen.
Diese Art von Content – der langfristige – ist wichtig, weil er bleibt und nicht im Social-Media-Sumpf untergeht. Er braucht aber genügend Zeit, um wirklich sein Potenzial zu entfalten. Zeit, die du gerade in den Anfängen des Online-Business nicht hast.
Also Social Media.
Aber was erzählst du da? Accounts mit tragenden Sinnsprüchen und Rezepten gibt es genug. Wie machst du dich unterscheidbar?
Persönlichkeit zieht
Bevor ich mein erstes “Selfi” auf Insta gepostet habe, sind Monate vergangen. Davor durften mein Schreibtisch, meine Katzen, meine Kaffee-Tasse herhalten. Oder eben Wissenshappen garniert mit ner schicken Canva-Grafik, an denen ich vorher Stunden gebastelt habe, um sie möglichst schick zu machen. Spannend ist anders.
Geändert hat sich das erst mit der Zeit. Durch die Rückmeldungen meiner Kundinnen und Kunden, vor allem aber die Arbeit mit meinen Teilnehmern in den ersten Kursen und Workshops.
Aus zwei Gründen. Zum einen habe ich gemerkt, dass es viel einfacher ist, Dinge deutlich zu machen, wenn man sie in Geschichten oder Anekdoten packt. Am besten aus eigener Erfahrung. Und davon hatte und hab ich bis heute mehr als genug. Ich war schließlich nicht immer Geschäftsführerin oder Texterin, es gab ein Leben davor und auch jetzt lerne ich täglich dazu 😉
Spannend fand ich auch, dass – indem ich meine Geschichten und Erfahrungen eingebunden habe – die Verbindung mit den Teilnehmern enger wurde. Es ging nicht mehr nur um die Inhalte, sondern es kam auch häufig die Rückmeldung: “ich mag einfach deine Art, Wissen zu vermitteln. Step by step, super erklärt und immer mit ner Prise Humor.”
Und hey, das ist es doch was wir wollen, oder?
Unterscheidbar werden.
Nicht in der grauen Masse der Anbieter untergehen.
Das funktioniert aber nur, wenn du dich und deine Persönlichkeit, deine Art eben nicht nur innerhalb einer Zusammenarbeit zeigst, sondern auch schon vorher. Da, wo Leute dich die ersten Male sehen und wahrnehmen.
Im Hier und Jetzt
Schlackern mir immer noch die Knie, wenn ich auf einer Bühne vor 20 Leuten eine Rede halten soll? Aber sowas von.
Habe ich sonst ein Problem damit, meine Nase zu zeigen? Überhaupt nicht mehr.
Ich habe verstanden, dass es nicht darum geht, die Beste sein zu müssen. Jedes Angebot gibt es schon da draußen. Die Methapher vom “blauen Ozean”, in dem keine Haie schwimmen, ist Müll. Diesen Ozean gibt es nicht. Der Markt ist aber auch kein Haifisch-Becken. Zumindest habe ich noch keinen gesehen, gebissen wurde ich auch noch nicht.
Am Markt – und da verkaufst du nunmal, geht es vor allem erst einmal darum, unterscheidbar zu sein. Und dafür musst du dich, deine Ansichten, deine Art zeigen. Damit andere die Chance haben zu entscheiden, ob wir matchen oder nicht. Anders wird das nix.
Braucht es dafür ständig dein Gesicht in der Kamera? Nein. Zeigen solltest du dich aber schon. Nicht unbedingt mit deiner Nase in jedem Post. Sondern mit deinem ganz persönlichen Touch.
Wie funktioniert das?
Zuerst einmal mit ein paar Hausaufgaben. Wie immer …
Schau dir deine Social Media Profile an. Ist da ein Gänseblümchen als Profilbild? Nicht sehr aussagekräftig 😉
Such ein Bild von dir raus, das du magst und das du zum Beispiel auch im “Über mich”-Teil deiner Verkaufsseite nutzen würdest. Dieses Bild darf, nein – muss, auf allen Kanälen gleich sein. Wiedererkennungswert und so.
Bitte kein Logo. Niemand hat Lust, mit einem Logo zu kommunizieren. Und genau das wollen wir doch. In die Interaktion, den echten Kontakt mit (potenziellen) Kundinnen und Kunden kommen.
Menschen kaufen von Menschen. Denen sie vertrauen, weil sie sie kennen. Oder bei denen sie zumindest das Gefühl haben, sie gut einschätzen zu können. Wo der Bauch ganz klar “ja” sagt. Das kriegst du mit Gänseblümchen oder KI-Avatar nicht hin.

Hausaufgabe zwei: was macht dich unterscheidbar?
Was ist dein USP – deine unique selling proposition?
Es gibt da genau 3 Möglichkeiten.
1. Du bist die Beste … hart umkämpfte Position. Das willst du wahrscheinlich gar nicht.
2. Du bist die Einzige in deinem Markt. Ganz ehrlich, das würde mich noch nervöser machen … Denn entweder ich bin ein Genie und habe etwas gefunden, was alle wollen, aber noch niemand vor mir entdeckt hat. Oder – deutlich wahrscheinlicher – das interessiert kein Schwein. Es gibt keinen Bedarf für das, was ich mir überlegt habe.
Also Variante 3: Du bist anders. Und da wird es einfach. Denn jeder Mensch ist anders. Jede Person bringt ihr ganz eigenes Set an Prägungen, Erfahrungen, … Leben mit. Und das ist gut so.
Genau das, deine Persönlichkeit, deine Erfahrungen, deine Geschichten machen den Unterschied. Selbst wenn sie sich für dich erstmal nicht wirklich erzählenswert anfühlen.
Für andere kann das, was du von dir persönlich teilst, aber der Moment sein, wo sie denken: Hey, das kenn ich, da kann ich mitgehen. Ich möchte mehr von dir wissen.
Beispiel Model-Welt
Das ist jetzt etwas außerhalb unserer Range – aber ein sehr gutes Beispiel.
Was für Models holen sich die wirklich großen Modehäuser für ihre Kampagnen? Klar, mittlerweile auch Celebreties. Vor allem aber Menschen, die nicht aussehen wie alle anderen x-beliebigen Instagram-Schönheiten.
Da laufen Menschen, bei denen irgendwas “nicht passt”. Die Zahnlücke, Segelohren, ein androgynes Gesicht.
Super-Models, die fest mit einer Mode-Marke verbandelt sind, haben häufig irgendein Merkmal, das sie anders macht. Womit wir wieder beim Wiedererkennungswert wären.
Oder ein anderes Beispiel, mit dem ich mein Alter klar verrate 🙂 Jennifer Grey war für meine Generation DAS Vorbild schlechthin. Stichwort Dirty Dancing. Ich weiß nicht, wie viele Dauerwellen im Jahr nach Erscheinen des Films so gewickelt wurden. Wir alle wollten sein wie sie.
Dann hat sie sich, auf Anraten irgendwelcher Berater, die Nase korrigieren lassen. Weil sie zu groß für Hollywood sei. Also die Nase. Ergebnis: Kennst du irgendwelche nennenswerten Filme mit ihr danach?
Sie hat ihr Markenzeichen, ihr nicht ganz perfektes Gesicht, verändert und damit dieses Gefühl von “ja, das könnte ich sein” abgegeben.
Womit wir zu einer weiteren Frage kommen.
Warum machst du das eigentlich?
Willst du schlicht Kohle scheffeln, irgendwie hier auch was abgreifen? Ähm, dann bist du bei mir falsch.
Ich gehe allerdings eher davon aus, dass du etwas bewegen möchtest, das Leben anderer erleichtern, verbessern, helfen.
Um das zu schaffen, müssen die Leute dich aber wahrnehmen. Und das funktioniert nunmal am besten, wenn du ins kalte Wasser springst und DICH sichtbar machst. Nicht dein Produkt oder Angebot. Sondern dich, deine Mission. Deine Geschichte dahinter.
Ein letztes Beispiel: Und wieder ist es Tesla 😉
Ich kann nicht anders, aber es bietet sich einfach wieder an. Lass uns über Elon reden.
Vor einer ganzen Weile hab ich einen der Beiträge einem wirklich extrem smarten Marketing-Move von Elon Musk gewidmet. Die Weltraum-Mission seines Unternehmens SpaceX und die begleitende Netflix-”Doku”.
Storytelling vom Feinsten. Hut ab.
Und heute? Brechen die Verkäufe des E-Autos ein.
Ist es schlechter geworden? Haben sich irgendwelche Produktionsgeheimnisse den Weg gebahnt? Nichts von alledem.
Der überall umtriebige Inhaber hat einfach nur seine Message nach draußen geändert. Nicht im Zusammenhang mit dem Produkt. Sondern auf ganz anderen Ebenen, die eigentlich nichts mit Tesla zu tun haben. Trotzdem schadet es dem Absatz des Autos.
Die Leute, die ich kenne, die einen Tesla fahren, haben ihn nicht gekauft, weil sie Elon-Fans waren. Sie waren begeistert von dem, was das Auto mitbringt und den Zukunftsversprechen.
Sie sehen jetzt aber, was er mittlerweile so treibt und kleben sich teilweise Aufkleber auf’s Auto, die sinngemäß sagen “Hätte ich das vorher gewusst, säße ich nicht hier drin”.
Du bist dein Business – ob du willst oder nicht. Die Leute wollen heute mehr denn je wissen, wer hinter einem Angebot steht. Um sich selbst vor Enttäuschungen oder Betrug zu schützen. Sie werden also sowieso nach Informationen suchen.
Da ist es doch besser, wenn du selbst steuerst, was sie finden. Bitte nix Ausgedachtes, das kommt eh raus. Sondern authentische Geschichten von dir, die zeigen, wie du tickst, was dir wichtig ist, wie du arbeitest und bist. Das wollen die Leute wissen. Sie erwarten keinen Superhelden auf deiner Position, du musst nichts “beweisen”. Es geht einfach nur um die Möglichkeit, dich und deine Arbeit besser kennen zu lernen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen Mut machen, dich stärker als Personenmarke zu zeigen.
Falls du diesen Beitrag vor dem 05. November liest, kannst du dich übrigens noch für meinen Storytelling-Workshop anmelden. 3 Sessions, in denen ich dich tiefer in genau diese Thematik mitnehme, dir zeige, wie Storytelling dich und dein Business unterstützen kann. Inklusive direkter Umsetzung von dir.