Wir müssen reden!

Warum stelle ich als Content-Coach eigentlich auf einmal das Thema mentale Gesundheit mit in den Fokus? Was hat das eine denn bitte mit dem anderen zu tun?

Fakt ist: in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit bin ich auch auf die Shiny-Shiny-wir sind alle perfekt-Welt reingefallen. Hab Erfolge anderer gesehen, an mir selbst gezweifelt, viel in Frage gestellt. Dann Leute kennengelernt, ein wenig hinter die Kulissen schauen dürfen. Nur um festzustellen, dass wir alle nur mit Wasser kochen und – wenn man sich mal traut, offen zu reden – nicht allein sind mit unseren Herausforderungen. 

Wenn es für mich ein Motto im Leben gibt, dann ist es das: Reden hilft. Je mehr Leute offen darüber sprechen, wie es bei ihnen so aussieht, umso mehr werden sich andere darin wiedererkennen und merken, dass sie mit ihrem Kram nicht allein sind. Und dann kann man gemeinsam nach Lösungen suchen.

Was eine simple Diagnose so ausmacht

Wie du vielleicht mitbekommen hast, bin ich seit Juli dieses Jahres offiziell als Squirrel-Brain, also mit ADHS diagnostiziert. Zuerst dachte ich, dass das keine große Veränderung auslösen würde. Warum auch. Ein “offizieller Stempel” sorgt ja nicht dafür, dass die Andersartigkeit weggehen würde. Und nein, ich habe bisher auch noch keine weiteren Schritte unternommen, um mich unterstützen zu lassen. Aber doch, es hat etwas ausgelöst. Sogar ne Menge.

Es ist einfach ein Riesenunterschied, ob du immer wieder an dir selbst zweifelst, weil du teilweise wichtige Dinge nicht geschissen kriegst während alle anderen das doch gefühlt mit links schaffen. Du beginnst zu hinterfragen, dich selbst in Frage zu stellen.

Oder ob du weißt, ok, da tickt was anders, ICH ticke anders und deshalb ist es Quatsch, zu versuchen, wie der Rest  zu funktionieren. Dass es sinnvoller ist, zu schauen, was für MICH und meine graue Masse da oben optimal ist.

Ich bin nicht allein

Ich gehe mittlerweile deutlich weniger hart mit mir selbst ins Gericht. Durch die intensive Beschäftigung damit, wie sich ADHS bei erwachsenen Frauen äußert, was alles mit dranhängt (ganz ehrlich, du hast keine Ahnung!) und welche Lebensbereiche alle betroffen sind, ist bei mir deutlich mehr Verständnis da. Warum Dinge sind, wie sie sind und was ich tun kann, um trotzdem erfolgreich durchs Leben zu kommen. 

Seitdem ich offen damit rausgegangen bin, hat mich unheimlich viel Resonanz erreicht. E-Mails von Frauen, die sich in meinen Beschreibungen 1:1 wiederfinden und anfangen, selbst nachzuforschen. Gespräche mit Männern, die zwar nicht mit ADHS, dafür aber mit anderen Problemen wie Depressionen zu kämpfen haben und die merken, dass ein offener Umgang vieles leichter macht. Frauen, die anfangen zu hinterfragen, ob die gefühlt massiven Downs vielleicht daher rühren, dass da was schlummert, was schlicht noch nicht gesehen wurde.

Warum das gerade im Online-Business ne Herausforderung ist

Die Gemeinsamkeit von uns allen ist: wir sind Unternehmer oder Unternehmerinnen, selbstständig und damit voll und ganz allein dafür verantwortlich, wie es unserem Business geht und ob wir davon leben können. 

Das ist einerseits ne tolle Sache. Denn wenn du selbst entscheiden kannst, wann du welche Schritte gehst, wie du arbeitest und wo du deine Schwerpunkte setzt, ist das super. Es ist aber auch ein Riesendruck. Denn da ist eben niemand, der dir sagt: “So und so geht das jetzt, das wäre der nächste Schritt”. Am Ende heißt es ausprobieren, immer wieder zwischendurch auf die Nase fallen (möglichst ohne mental Breakdown) und sich durchbeißen. 

Das gilt für alle Selbstständige, logisch. Für die mit besonderen Herausforderungen ist es aber nochmal ne andere Nummer. Denn wir sind von Natur aus extreme Selbstzweifel gewohnt. Weil wir die von Kleinauf gelernt haben. Schließlich haben wir selten so abgeliefert, wie es gewünscht wurde, wie wir es uns selbst gewünscht hätten.

Das Ding mit der Außenwirkung

Und wir wissen gleichzeitig, wie wichtig die Außenwirkung ist, gerade im Online-Business. Wir müssen liefern, uns präsentieren, am besten immer lächelnd und voller Power. Das ist schließlich das, was uns immer wieder suggeriert wird. “Werde deine eigene Marke”, “Zeig dich als Go-to-Person”, “es darf niemanden neben dir geben”. Schwäche ist da eher uncool.

Dabei ist das totaler Bullshit. Sorry für die deutliche Sprache. 

Mit genau dieser Denke machen wir uns selbst kaputt und die Leute in unserem Umfeld gleich mit. 

Warum "aufmachen"?

Mag sein, dass ich ein gebranntes Kind bin. Meine Schwester hat ihre Depressionen nicht überlebt.

Hat irgendwer von uns im Vorfeld die Zeichen erkannt? Leider nicht wirklich.

Die, die ihr wirklich nahestanden, haben gemerkt, dass gerade irgendwas scharf aus dem Ruder läuft. Aber wirklich begriffen, was da gerade geschieht, hat es wohl keiner. Wie auch. Sie war nach außen immer die taffe Frau, die alle in den Schatten stellt, die alles gewuppt kriegt, Probleme entspannt weglächelt.

Und zu der Zeit war das Thema auch nicht wirklich präsent. Über sowas wurde nicht geredet. Zumindest nicht in dem Maße wie heute. Aber wie sollen Angehörige, Freunde wissen, dass da jemand gerade nicht einfach nur niedergeschlagen ist, sondern in eine Katastrophe schliddert, wenn nicht drüber gesprochen wird?

Woher sollen Betroffene wissen, dass es Hilfe, Unterstützung gibt? Dass es ok ist, sich mit seinen Herausforderungen zu zeigen, egal ob man sich gerade einfach nur komplett überfordert fühlt, bestimmte Dinge nicht umgesetzt kriegt oder in Zweifeln versinkt.

Genau darum geht es mir. Lass uns reden. Lass uns aufmachen. Ja, das heißt, sich verletzlich zu zeigen. Aber letzten Endes doch einfach nur menschlich.

Was hat das mit "Content" zu tun?

Bei mir geht es um Content, um Sichtbarkeit mit wertvollen Inhalten. Die bekommst du aber nur, wenn du regelmäßig dranbleibst und genau das wird immer wieder zum Problem.

Denn du hast ja auch noch ne Menge anderer Dinge zu tun. Mit deinen Kunden arbeiten zum Beispiel. Oder so Sachen wie Buchhaltung, Verkaufsgespräche, die Entwicklung neuer Angebote. Da fallen Blog, Social Media oder auch der Newsletter gern mal hintenüber.

Was sich früher oder später rächt. Das weißt du, das weiß ich. Trotzdem fällt es vielen oft schwer, sich genug zu motivieren, um dranzubleiben.

So funktioniert Motivation. Oder???

Du kennst das sicher noch aus deiner Kindheit oder aus Erziehungsratgebern. Das Prinzip der positiven Verstärkung und Konditionierung. 

Es gibt eine Aufgabe. Hast du sie erledigt, gibt es Lob. Das Gehirn schüttet entsprechende Glückshormone aus und wird so nach und nach darauf programmiert, dass das Erledigen von Aufgaben was Tolles ist. Als Erwachsener macht dir die Steuererklärung deshalb nicht mehr Spaß, aber du weißt, wenn du da ein Häkchen dransetzt, kommt das Glücksgefühl und allein die Aussicht darauf reicht schon, um sich doch halbwegs motiviert dranzusetzen. 

Das Blöde daran: dieses Prinzip funktioniert nicht für jeden. Für ADHSler zum Beispiel erfolgt dieser Glückshormonschwall nicht ganz so zuverlässig bzw. unter anderen Voraussetzungen. Klar freuen wir uns auch, wenn eine lästige Aufgabe vom Tisch ist. Das Wissen darum reicht aber leider nicht, um sich zu motivieren, sie auch zu erledigen. Hat nix mit Faulheit zu tun, sondern mit einem anderen Hirnstoffwechsel.

Das NAWI-Prinzip

Motivation bei uns kommt auf, wenn wir etwas Neues, Spannendes entdecken, wenn etwas aktuell wirklich, wirklich dringend ist (Stichwort Deadline Dancing), wenn wir uns mit anderen messen können, denn ja, wir lieben den Wettbewerb, oder wenn wir intrinsisch motiviert sind, also nicht jemand von außen sagt, wir sollten jetzt etwas tun, sondern wir selbst wirklich Bock drauf haben. Das Ergebnis ist dann häufig, dass wir die Aufgabe, die von außen drückt, ignorieren und stattdessen weiter im Buch schmökern, dass uns gerade fesselt.

Das Ganze nennt sich NAWI Prinzip und kommt nicht von mir, sondern von Katharina Schön, die du unter Guardianofmind bei Insta findest. Warum NAWI? Das ist die Abkürzung für die gerade genannten Motivationsbringer: Neues, aktuelle Dringlichkeit, Wettbewerb und intrinsische Motivation. 

Nur um das nochmal klar zu sagen: Das sucht sich niemand aus. Die graue Masse da oben tickt nur anders. Was prinzipiell kein Problem ist. Wenn du weißt, wie du damit umgehen musst.

Das Ding mit den Depressionen

Depressionen oder depressive Episoden sorgen auch für einen verqueren Hirnstoffwechsel. Und auch hier greift die klassische Konditionierung – Aufgabe bekommen, sich motivieren, sie zu erledigen, weil dann das Glücksgefühl kommt – nicht. Weil in dem Fall eben genau das häufig ausbleibt.

Nix Glückshormone, nix Bestätigungsgefühl. Woher soll dann auch irgendeine Motivation kommen?

Auch hier wieder: es hat nullkommanix mit Faulheit zu tun, wenn du grad in der dunklen Suppe sitzt und gefühlt niente geschissen kriegst. Deine graue Masse da oben spielt schlicht nicht so mit, wie sie es normalerweise sollte.

Was bedeutet das für deine Content-Erstellung?

Dass es sich lohnt, mal genauer hinzuschauen. Woran hängt es wirklich, wenn du nicht regelmäßig rausgehst? Was hält dich da zurück? Und wie kannst du diese Hürden umgehen?

Beispiel Depressionen: Es wird wahrscheinlich immer wieder Phasen geben, in denen es dir schwer fällt, dich überhaupt für irgendetwas zu motivieren. In dem Fall könnte helfen, die Zeiten zu nutzen, wo es flutscht und dort schon mal Inhalte vorzubereiten. So hast du einen guten Puffer, wenn es mal wieder im Getriebe knirscht.

Wenn Routineaufgaben für dich der Tod sind: was könnte zum NAWI-Prinzip passen?

Meiner Erfahrung nach ist Wettbewerb ein ganz guter Schlüssel.

Das muss nicht in einem Zweikampf mit deinem Business-Buddy ausarten. Oft reicht es schon, dass du dich selbst herausforderst. Bestes Beispiel ist mein Podcast. Klar war das erste Ziel, Wissen herauszugeben und neue Leute zu erreichen.

Dass es mittlerweile aber über 80 Folgen vom “Text and Sell”-Podcast und auch hier regelmäßig neues Futter gibt, liegt daran, dass ich mir selbst die Challenge gesetzt hab, mindestens 1 Jahr lang regelmäßig damit rauszugehen und das auch nach außen kommuniziert hab. Und dann irgendwann gemerkt hab: Hey, da hören ja wirklich Leute zu und schon ist die intrinsische Motivation da und bleibt.

Strategie hilft

Ein großes Thema, was auch oft zurückhält, ist eine fehlende Strategie.

Wenn es dir schwerfällt, Prioritäten zu setzen (beziehungsweise die Prioritäten nicht so wirklich sinnvoll für den Business sind), ist es natürlich deutlich schwieriger, umzusetzen. Denn hey – wenn ich jedes Mal erst ewig überlegen muss, über was ich denn jetzt schreiben oder erzählen will, was tatsächlich sinnvoll wäre und wo ich Gefahr laufe, mal wieder fleißiges Bienchen zu sein, ohne Ergebnisse zu sehen, bleibt wenig Motivation, um loszulegen. Logisch.

Je weniger sich unser Gehirn anstrengen muss, um zu wissen, was als nächstes dran ist, umso höher die Chance, dass was passiert.

Hier wäre es also sinnvoll, sich Unterstützung zu holen, um eine passende Strategie zu entwickeln. Im Idealfall passend zu dir und deiner Arbeitsweise. Hirngerecht und so 😉

Zu große Brocken

Apropos Gehirn und anstrengen. Was auch stresst, sind Aufgaben, die zu groß sind, um sie auf den ersten Blick zu überschauen. Das gilt für jeden, für manche kann das aber dafür sorgen, dass eher eine Schockstarre einsetzt. Und was genau eine “zu große” Aufgabe ist, definiert sich auch für jeden unterschiedlich.

“Wäsche waschen” zum Beispiel. Für die meisten kein Ding. Die Abläufe sind klar, die Notwendigkeit ebenfalls. Man will ja nicht stinkend zum Supermarkt.

Ein typisches ADHS-Köpfchen will auch nicht müffeln, hat im Kopf aber nicht: “Wäsche waschen”, sondern “Dreckwäsche aus den verschiedenen Körben sammeln, nach Waschgang sortieren, das richtige Waschpulver wählen, die richtige Temperatur einstellen, Waschmaschine auch anmachen und am Ende nicht nach 2 Stunden vergessen, dass da fertige Wäsche in der Maschine liegt, die zeitnah aufgehängt werden sollte, weil sie sonst – ja, anfängt zu müffeln … 

Genauso kann sich die Challenge “ein Blogbeitrag pro Woche” anfühlen. Der will ein Thema, eine Struktur, möchte geschrieben werden, braucht idealerweise eine Korrektur, muss auf der Webseite eingestellt werden, hätte gern auch ein paar nette Bilder, Meta-Tags und Co. Ach ja, und teilen solltest du ihn auch noch … Puh.

Die Aufgabe “Themen-Ideen für den Blog sammeln” klingt da doch deutlich entspannter. Oder “Bilder raussuchen und einpflegen”.

Das Herunterbrechen von gefühlt großen Sachen hilft. Dann ist da nicht der große Berg, sondern auf einmal hast du kleine, machbare Schritte vor Augen. 

Zusammenfassend:

Ok, das waren jetzt nur ein paar Beispiele. Aber ich denke, sie zeigen dir, dass ein “nu mach doch mal” häufig nicht hilfreich ist. Du musst dir anschauen, was für DICH funktioniert. Was DICH motiviert oder dir zumindest hilft, dranzubleiben, ohne dich komplett erschlagen zu fühlen. 

Und ich möchte dich ermutigen, offen zu kommunizieren, wenn was unrund läuft oder wenn du mit Herausforderungen zu kämpfen hast. Für deine Follower ist es einfacher nachzuvollziehen, dass du mal 3 Wochen auf Tauchstation gehst, wenn du darüber erzählst, dass du gerade keinen Nerv für irgendwas hast, weil es deinem Hund beschissen geht. Oder wenn du zum Beispiel ehrlich teilst, dass das Sprechen auf einer Bühne der absolute Albtraum für dich ist, obwohl man es dir als Profi nicht wirklich ansieht.

Vergiss nicht - du bist Vorbild für andere

Als Online-Unternehmerin hast du eine gewisse Vorbild-Funktion.

Wenn wir alle immer nur die Glanz-Seiten zeigen, sorgt das nur dafür, dass andere unrealistische Erwartungshaltungen an sich selbst stellen. Und genau diesen Zirkel können wir durchbrechen, wenn wir offen und ehrlich kommunizieren. 

Falls du übrigens mal mit mir gemeinsam draufschauen willst, wie du eine für DICH funktionierende Content-Routine findest, meld dich einfach und lass uns reden.



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Ina Mewes, text and sell

Ich bin Ina.

Werbetexterin, Content-Coach und Squirrel-Brain.

Ich unterstütze vielbeschäftigte Online-Unternehmerinnen dabei, mit guten Inhalten in die Sichtbarkeit zu kommen und. zu verkaufen. Ohne Content-Hustle und Überforderung.

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