Warum hinter jeder Macke auch ne Superpower steckt

super power

Wer mich kennt, weiß, dass das Thema psychische Gesundheit für mich eine große Rolle spielt. Das liegt an meinem eigenen Fast-Burn-Out vor einigen Jahren, dem Kampf mit Panikattacken und klar, auch an meiner ADHS-Diagnose. 

Wenn ich das so lese, möchte ich mich direkt selbst einweisen 😉

Der Hauptgrund, warum ich immer wieder darüber rede und warum das hier auch im Podcast eine Rolle spielen darf: Ich bin ja nicht allein mit meinen Sperenzchen. Ich bin dankbar dafür, dass wir offener mit solchen Themen umgehen und möchte meinen Teil beitragen. Und in dieser Folge vor allem eins: dir mal deutlich machen, dass jede Macke eigentlich auch eine Super-Power versteckt hält.

Jeder hat so seine "Macken"

Lass uns ehrlich sein. Irgendwie trägt doch jeder von uns mindestens eine Graupe mit sich rum. Die einen verzetteln sich ständig, verpassen wichtige Termine oder fallen abends völlig erschöpft ins Bett, weil sie den ganzen Tag nur durchtrommeln. Andere sind super strukturiert und on point, bekommen aber einen Herzinfarkt und brechen in Tränen aus, wenn sie merken, dass bei einem Facebook-Post ein Komma falsch gesetzt ist.

Viele, viele von uns kennen das Thema Panikattacken. Statistisch gesehen erwischt es ca. 25 % der Gesamtbevölkerung. Jede vierte Frau und jeder achte Mann macht mindestens einmal im Leben eine schwere depressive Episode durch. Es gibt die, bei denen alles für ADHS spricht, andere, die ins Autismusspektrum passen oder die Hochsensibel sind. Und und und.

Sind wir jetzt also alle bekloppt?

Akzeptanz als Allheilmittel?

Meine Meinung: ich glaube schon, dass die heutige Zeit mit ihren Anforderungen nur bedingt für uns Menschen geschaffen ist. Dass ganz viel Probleme, die viele von uns mit sich rumschleppen, aus Überforderung, Einsamkeit, Selbstzweifeln etc. pp. entstehen. Ich glaube aber auch, dass es eigentlich kein “normal” gibt, sondern, dass wir alle Special Snowflakes sind. Jeder seine Macken, aber eben auch Stärken hat. 

Und wenn du die erst Mal für dich erkannt hast, sie annimmst als Teil von dir, und dann schaust, wie du dein Business und dein Leben da gut drumrum baust, wird vieles auch leichter. Jetzt denkst du vielleicht: “Ja, die hat gut reden. Immer dieses Blablah von Selbstliebe und Akzeptanz. Das hilft mir aber nicht weiter wenn ich nunmal Probleme habe”

Und ich gebe dir Recht. Teilweise. Denn natürlich bringt es wenig, wenn du einfach nur mantramäßig ständig vor dich hindenkst: Ich bin ok, wie ich bin, ich bin einfach so und nehme mich an. Wer damit nicht klarkommt, hat Pech gehabt. 

Das ist Bullshit und funktioniert nicht. Und das Gottseidank – denn das würde dich zu einem ziemlich ich-bezogenen und ignoranten Menschen machen.

Selbstvorwürfe helfen nicht

Andererseits bringt aber weder dir noch deiner Umwelt etwas, wenn du ständig das Gefühl hast, nicht zu reichen, nicht gut genug zu sein, dich nicht gut genug anpassen zu können und dabei regelmäßig mit dir selbst ins Gericht gehst.

Genau das hab ich viele viele Jahre selbst gemacht, bin fast daran zerbrochen. Und ich seh das auch in meinem Umfeld ganz oft, gerade unter Selbstständigen. “Ich bin nicht gut genug”, “ich bin so ein Looser”, “ich hab ständig Angst, Fehler zu machen”. 

Keine Ahnung, was in unserer Gesellschaft schief läuft, aber ganz viele tragen doch Selbstzweifel mit sich rum, egal, wie erfolgreich man ist. Weil es ja immer noch besser, noch schneller, noch zielführender sein könnte. Weil unser Anspruch an uns selbst, und ja, auch der Umwelt, manchmal deutlich höher gesteckt ist, als das, was wir erfüllen können. 

Und weil wir eben nicht so funktionieren, wie uns das lustige Selbstoptimierungsbücher oder Prime-Time-Serien zeigen. 

Bist du deshalb schlecht? Ich glaub eher nicht. Schließlich bist du in der Lage, den Podcast hier zu hören. Hast es also entweder hinbekommen, deine Handyrechnungen rechtzeitig zu zahlen oder das Internet. Ist ja schon mal was.

Also, was ist der Mittelweg?

Ich glaub, was enorm dabei hilft, seine Macken liebevoller anzunehmen, ist ein genauerer Blick. Denn wie schon gesagt, ich bin überzeugt davon, dass nicht alles schlecht ist, sondern vieles auch von Vorteil sein kann. 

Ein paar Beispiele gefällig? Dann lass ich dich mal bei mir reinschauen. Vielleicht findest du dich ja wieder.

Schnelle Begeisterungsfähigkeit

Ich bin extrem begeisterungsfähig. Würde am liebsten jeden Tag ein anderes cooles Projekt beginnen, neue Dinge ausprobieren und meine kreativen Ideen am liebsten immer gleich und sofort umsetzen. Eine Eigenschaft, die meine Mutter früher zur Weißglut getrieben hat. Denn ich kam ständig mit einem neuen Hobby um die Ecke. Ein paar Monate Volleyball, dann musste es auf einmal die Musikschule sein. Zu Weihnachten gab es das lang ersehnte, teure Aquarell-Stifte-Set, das nach zwei Monaten nur noch in der Ecke lag. 

Das Blöde an dieser Eigenschaft ist, wir sind super gut im Anschieben von Sachen. Kreativ bis zum Umfallen, ständig neue Ideen. Wenn es dann aber um die dauerhafte, routinierte Umsetzung geht, wirds uns aber gern auch fad und die Luft ist raus. Ist natürlich ziemlich unpassend in einem 9 – 5 Job mit einem klar strukturierten Aufgabenfeld, das sich nicht ändert. Aber das haben wir ja nicht. Wir sind Online-Unternehmer. Wir wuppen alles! Ok, Scherz beiseite. 

Warum sehe ich das trotzdem als Superpower? Weil diese Eigenschaft dafür sorgt, dass du geistig nicht stehenbleibst. Ich lerne ständig dazu, bin in unheimlich vielen Themenfeldern zu Hause. Das hilft mir als Texterin, aber natürlich auch als Coach. Weil ich mich so perfekt in meine Kundinnen und Teilnehmer einfühlen kann, meist ziemlich up to date bei aktuellen Entwicklungen bin, keine Angst vor Veränderung habe.

Wenn du also auch vielseitig interessiert bist – das ist ok! Du musst nicht zwingend dein “Ding fürs Leben” finden. Probier dich aus, teste was passt und nimm das, was irgendwo unterwegs liegengeblieben ist, als Erfahrung mit. Klar ist es wichtig, dass du zumindest bei den wichtigen Dingen dranbleibst. Aber konstant das gleiche Hobby von der Wiege bis zur Bahre ist kein Muss.

Wenn du also feststellst, dass dich gerade der Unterschied zwischen Rotfußröhrling und Ziegenlippe interessiert, go for it. Kurze Ergänzung für Normal-Sterbliche. Wir reden über Pilze. 

Entscheidend ist doch nur, dass du dein Business irgendwie halbwegs strategisch angehst und da nicht auch ständig hin und her hoppelst. Kleiner Tipp am Rande. Dafür gibt Coachings. Auch bei mir. Oder du suchst dir Hilfe durch Mitarbeiter, die die von dir gehassten Routineaufgaben gern erledigen.

Gefühlte Planlosigkeit

Kennst du das auch? Du weißt, du musst jetzt das und das machen, sitzt aber nur da, starrst den Bildschirm an und weißt nicht so richtig, wie du loslegen sollst. Welcher Schritt ist der erste? Was gehört alles nochmal dazu? 

Besonders heftig merke ich das, wenn ich keinen Zeitdruck habe und ich einfach nur viele Sachen erledigen müsste. Betonung liegt hier ganz stark bei “müsste”. Denn ich komm nicht in die Gänge. Irgendwann tickt die Uhr dann allerdings doch ganz laut und ich lege hektisch los.

Was ist daran bitte eine Super-Power? 

Eine Eigenschaft, die zum Beispiel ganz viele ADHSler haben: wir funktionieren wie ein gut geöltes Uhrwerk wenn Druck herrscht. Wenn ringsum alle hektisch und panisch mit den Armen wedelnd durch die Gegend rennen, setzt der Fokus-Modus ein. Wir sind häufig verdammt gut darin, uns unter enormen Stress ein übergreifendes Bild der Lage zu machen, innerhalb kürzester Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen und auch umzusetzen. 

Warum das so ist? Ich schätze mal, das hat damit zu tun, dass wir uns selbst schon extrem oft unfreiwillig in solche Situationen manövriert haben. Und dabei eben gelernt haben, dass Panik in dem Moment nicht hilft, sondern Ruhe, Zack zack und Entschlossenheit. Mit manchmal ungewöhnlichen Lösungen, die aber eben auch funktionieren. Das ist das Besondere in den Momenten, du findest schon deinen Weg.

Fehlende Motivation bei Routine-Aufgaben

Zuerst einmal ganz wichtig – bitte nicht mit Faulheit zu verwechseln. Ok, warte. Natürlich bin ich auch manchmal oder sogar öfter zu bequem, bestimmte Sachen zu erledigen. Was ich hier aber meine, ist die tatsächliche Unfähigkeit, sich zu motivieren. Weil schlicht das innere Belohnungssystem anders funktioniert und leider nicht ganz so zuverlässig anspringt, wie bei anderen. Oder weil gerade gefühlt gar nichts geht.

Nervt wie Sau, echt. Denn innerlich weiß ich ja, dass ich es erledigen muss. Es kostet mich aber enorm viel Kraft.

Warum ist das gleichzeitig ne Super-Power? Weil ich dadurch immer auf der Suche bin, nach Lösungen, wie es einfacher, schneller, besser funktioniert. Ich müsste regelmäßig Stories auf Instagram machen? Jupp. Klappt leider nur viel zu selten. Was ist meine Lösung? Einmal nen Tag hinsetzen, überlegen, was ich dort in Zukunft teilen möchte und die Grafiken dafür am Stück in Canva erstellen. Die kann ich dann teilen, ohne jeden Morgen zu überlegen, worüber ich denn heute erzähle, ob die Haare gut liegen oder ich nen Pickel auf der Nase habe. 

Ich bin überzeugt, die meisten Erfindungen, die uns den Alltag erleichtern, sind aus Faulheit und der Frage, wie etwas einfacher geht, entstanden. Und ich bin auch überzeugt, dass du auch schon ein paar dieser Abkürzungen in petto hast.

Thema Hyperfokus

Wenn man den wirklich steuern könnte, das wär genial … 

Ein typisches Vorurteil, das ich immer wieder höre wenn es um ADHS geht, ist, dass Betroffene sich schwer fokussieren können, ständig unaufmerksam sind, immer in Gedanken springen. 

Wenn du das denkst, hast du mich noch nicht im Hyperfokus erlebt. Denn ja, es ist richtig – es fällt mir verdammt schwer, zu priorisieren, worauf ich mich  jetzt konzentrieren sollte und ich bin teilweise auch extrem schnell ablenkbar. 

Wenn der Hyperfokus kickt, ist aber eher das Gegenteil der Fall. Dann ist meine Aufmerksamkeit bei genau der Sache, dreht sich alles Denken und Handeln nur darum. Essen? Überbewertet. Schlafen? Zähneputzen? Geht alles unter, weil der Fokus so extrem ist. Das ist tatsächlich ne absolute Super-Power. Die leider nur den Haken hat, dass nicht ich entscheide, wann, bei welchem Thema und warum das passiert. Ist ein bisschen wie mit Spiderman. Der hat ja auch erst nach und nach gelernt, seine Fäden gezielt zu schießen.

Ein bisschen steuern lässt es sich aber eben doch. Denn die Wahrscheinlichkeit ist vor allem bei Dingen oder Themen, die mich wirklich begeistern, hoch. Wenn du dich beruflich in eine Richtung bewegt hast, die du wirklich gern machst und für die du brennst, stehen die Chancen gut, dass der Hyperfokus nicht nur eintritt, wenn du gerade ein interessantes Buch liest, sondern eben auch bei Aufgaben und Tätigkeiten, die zu deinem Job gehören. Und dann bist du unstoppable.

Fehlendes Zeitgefühl

Was mir auch komplett abgeht, ist ein vernünftiges Zeitgefühl. Wenn ich im Hyperfokus bin, vergesse ich wie gesagt alles. Essen, Schlafen, Tiere füttern. Gut, die erinnern mich dann schon, was wichtig ist. Eine geöffnete Dose. Jetzt.

Soweit, so schlecht. Dazu gehört aber auch, dass ich mir Termine so gar nicht merken kann, ständig auf den letzten Drücker unterwegs bin und dringende Aufgaben versemmel. Früher hab ich mich darüber geärgert, mich schlecht gefühlt, wenn ich mal wieder völlig abgehetzt zu einer Verabredung kam. Mittlerweile hab ich aber erkannt, dass ich eben genau dieses Problem habe und mir Lösungen dafür erarbeitet, die zu mir passen. 

Eine davon ist, dass ich wirklich alle Termine und wichtigen Dinge in meinen Kalender eintrage. Was da nicht drinsteht, findet nicht statt. Ich versuche also gar nicht mehr, mir sowas zu merken. Funktioniert eh nicht. Also eintragen. 

Warum das manchmal auch ne Superpower sein kann? 

Ich bin dadurch mittlerweile pünktlicher als meine “Normalo-”Eltern.

Weil ich weiß, wie sehr es nervt, wenn jemand zu spät ist, ich aber ganz klar zu den Kandidaten gehöre, denen das ständig passieren würde, plane ich in 99% der Fälle mit genug Puffer. Kann sein, dass ich dann schon 20 Minuten vor der Zeit dumm in der Gegend rumsteh, ich bin aber da. Während mein Vater mal wieder versucht mit dem Auto Raum und Zeit zu krümmen, um es irgendwie noch rechtzeitig zum Familientreffen zu schaffen.

Statt mich also über diese Macke zu ärgern, mich deshalb ständig selbst zu geißeln, suche ich mir Wege, wie ich auch dieses Problem für mich am besten lösen kann. Ich versuch gar nicht mehr, mir Termine zu merken. Rein in den Kalender, gut ist.

Meine Panik-Attacken

Was habe ich sie gehasst, mich kaputt und schwach gefühlt, wenn mal  wieder eine Welle grundloser Angst über mich geschwappt ist. Und ja, die würde ich, im Gegensatz zu meinen anderen Macken jederzeit gern abgeben. Sie sind nun aber mal da und werden auch immer wieder mal hochkommen. Ich kann mittlerweile aber ziemlich gut damit leben, weil ich verstanden hab, woher sie kommen und was ich machen kann.

Ich sehe so eine Panikattacke mittlerweile in erster Linie als Hilferuf meines Körpers. Ich merke selbst nicht sehr gut, wenn ich mich komplett überlaste. Wenn sich so langsam aber dieses extem angespannte Gefühl und vielleicht sogar erste Situationen mit feuchten Händen, Atemnot und Herzrasen einschleichen, weiß ich mittlerweile, dass ich genau hinschauen sollte. Denn dann gibt es irgendwas in meinem Leben, dass nicht passt und mich hoffnungslos überfordert. Meistens ist es schlicht zu viel Arbeit, manchmal aber auch was anderes.

Mit diesem Wissen und durch einen offenen Umgang mit dem Thema, hat der Leidensdruck extrem nachgelassen. Ich sehe das Ganze also mittlerweile eher als Geschenk, dass mich warnt, bevor gar nichts mehr geht.

Akzeptanz und Lösungsorientiertheit

Ist übrigens in Hinsicht auf mein ADHS ähnlich.

Ist die Diagnose meine Entschuldigung für das, was ich nicht geschissen kriege? Nein. Sie hilft mir aber dabei, mich selbst besser zu verstehen, mich zu akzeptieren, statt ständig in Selbstvorwürfen zu zerfließen (und dadurch dann richtig zu leiden) und zu schauen, welche Wege für mich funktionieren, um doch irgendwie vernünftig klarzukommen, mein Leben und mein Business zu meistern.

Klar kann ich versuchen, mich selbst zu optimieren. Bestimmte Aspekte meiner Persönlichkeit sind aber unweigerlich da und gehen auch nicht weg. Insofern finde ich es sinnvoller, zu schauen, wie man eben sein Leben und natürlich auch sein Business so gestaltet, dass eben eher die Vorteile zum Tragen kommen. Dafür musst du dir die aber auch erstmal bewusst machen. Und du musst verstehen, warum bestimmte Sachen für dich herausfordernder sind als für andere. Denn dann kannst du dir ganz konkrete Lösungen dafür überlegen.

Das war heute wieder ganz viel Ina. Was ich dir nur einfach mitgeben möchte: Du bist ok, wie du bist. Trau dich mal, genauer darauf zu schauen, was dich bei dir selbst am meisten nervt. Und dann geh mal in die andere Perspektive.

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Werbetexterin, Content-Coach und Squirrel-Brain.

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