Was erfährst du in diesem Beitrag?
Lass mich raten. Wahrscheinlich kriegst du das auch ständig um die Ohren gehauen: “Du musst dich zeigen”. “Du bist das Gesicht deiner Marke. Ohne Selbstmarketing läuft es nicht”. Blöd nur, wenn man nicht zu den Leuten gehört, die per se denken, sie seien der heißeste Schlitten auf dem Hof. In dieser Folge schauen wir mal genauer rein. Was genau ist Selbstmarketing überhaupt? Brauchst du das wirklich? Und was kannst du machen, um gesehen zu werden, ohne dich beim Sommerhaus der Stars anzumelden?
Ok, ich gehe mal ganz stark davon aus, dass dein Ziel nicht ist, als Influencer dein Geld zu verdienen. Das ist ein Geschäftsmodell, ja. Aber ziemlich anstrengend. Ständig schicke Bilder posten, Menschen gefühlt mit zu jedem Gang ins Bad nehmen, weil sie ja so nah dran sein wollen. Sachen empfehlen, von denen man vielleicht gar nicht so richtig überzeugt ist, es aber muss, weil nur so die Kohle fließt. Kann man machen, muss man meiner Meinung nach aber für geboren sein.
Ich gehe eher davon aus, dass es dir ähnlich geht wie mir. Eigenes Business, wahrscheinlich online. Schritt für Schritt gelernt, wie der ganze Kram funktioniert. Vielleicht stehst du sogar noch ziemlich am Anfang. Und dann kommt auf einmal die Sache mit dem “du musst dich zeigen!” um die Ecke.
Warte: Ich kann nicht einfach nur richtig guten Content machen und Super-Angebote haben und die Leute kommen zu mir?
Leider, leider reicht das nicht wirklich.
Ok, was verstehen wir eigentlich unter Selbst-Marketing?
Wie schon gesagt, ich geh hier mal nicht auf die Schiene ein, bei der du dich selbst als Z-Promi installierst, um irgendwann als Abziehbild auf der 35. neuen Eis-Tee-Sorte zu landen.
Eine starke Marke verkauft
Wenn du an Taschentücher denkst, kommt dir sicher sofort ein Name in den Sinn – Tempo. Und deinen Haartrockner nennst du sicher auch nicht so, sondern eher Föhn.
Das sind Beispiele von extrem starken Marken. Die so präsent waren, dass der Name mittlerweile als Synonym für eine ganze Kategorie an Produkten, auch von anderen Herstellern gilt.
Eine starke Marke verkauft. Weil sie Menschen anders abholt.
Lass uns den Test machen. Ich werfe ein paar Namen in den Raum. Schau mal, welches Bild sofort bei dir im Kopf aufploppt.
Und welches Gefühl du dabei bekommst.
Der Kuschelweich-Bär.
BMW.
Yappayaayaa-Yippi-Yippi-Yeah
Ja, hier geht es in erster Linie um Produkte. Aber warum hast du sofort bestimmte Bilder im Kopf und ein sehr sehr klares Gefühl, ob du kaufen würdest oder nicht?
Weil diese Anbieter es geschafft haben, von der reinen Produktpalette wegzukommen und im Marketing eher auf den menschlichen Faktor zu setzen. Gefühle anzusprechen und ein “hey, hier bist du richtig, auch wenn der Rest der Welt dich nicht versteht” zu erzeugen. Das ist, was eine starke Marke ausmacht. Menschen wissen sofort, worum es geht und vertrauen auf die Qualität.

Braucht es eine Personen-Marke?
“Ja, das sind ja große Firmen, da ist das logisch. Aber ich als Coach, Mentorin oder Dienstleister? Ich überzeuge lieber mit meinem Angebot”. Diesen Denkfehler höre ich ziemlich oft.
Lass uns mal reingehen. Möchtest du nicht auch bei deinen potenziellen Kundinnen und Kunden das Gefühl erzeugen, bei dir genau richtig zu sein? Dir vertrauen zu können? Und möchtest du nicht auch, dass – wenn es um dein Thema geht – dein Name zuerst genannt wird? Zum Bespiel wenn jemand um eine Empfehlung bittet?
Bingo. Genau darum geht es.
Menschen kaufen von Menschen.
Denen sie vertrauen.
Weil sie sich verstanden fühlen, sich in guten Händen wissen.
Es geht nicht nur um Expertise, Wissen. Das kriegen deine Kunden an jeder Ecke. Sie entscheiden sich für dein Angebot, weil sie denken, bei dir richtig zu sein.
Um dieses Vertrauen aufzubauen, musst du dich als Mensch sichtbar machen, nicht als wandelndes Wikipedia für dein Thema. Du bist die Marke in deinem Business. Deine Persönlichkeit, deine Art, Dinge zu vermitteln, sind das Alleinstellungsmerkmal.
Damit das aber ziehen kann, musst du dich zeigen. Selbst-Marketing betreiben.
Was genau verstehen wir unter Selbst-Marketing?
Eigentlich ist der Begriff selbsterklärend. Und gleichzeitig nicht so wirklich. Denn je nachdem, wie dein Geschäftsmodell aussieht, kann es wirklich dieses “schaut her, ich bin die Marke. Ich kann verkaufen, was ich will. Die Leute nehmen es mir ab, weil ich so cool bin” sein. Quasi das Influencer-Modell.
Normalerweise bedeutet Selbst-Marketing aber einfach, dass du dein Marketing nicht 100% auf dein Produkt lenkst, sondern eben einen guten Batzen Persönlichkeit mit einfließen lässt.
Warum fällt es vielen so schwer?
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein paar zähle ich gleich mal auf und ich wette, in mindestens einem findest auch du dich wieder.
Du hast das Gefühl, das andere viel besser oder weiter sind als du, und es deshalb komisch ist, wenn du jetzt “mit-trommelst”.
Du magst nicht so gern im Mittelpunkt stehen. Mochtest du noch nie. Irgendwie erscheint es dir eher als negativer Charakterzug, wenn man versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Schließlich ist ja Bescheidenheit eine Zier.
Vielleicht hast du auch Angst, dich angreifbar zu machen. Sei es in deiner Expertise oder auch als Person. Ich mein, wie oft sehen wir, was so ein Shitstorm mit Leuten macht. Und so wirklich perfekt ist dein Leben ja auch nicht. Also warum Teile davon zeigen?
Oder du hast wenig Lust, jedes Mal einen Riesen-Bohai zu machen, um professionell genug zu wirken. Wer nimmt schon gern Selfies im Montagmorgen-aus-dem-Bett-gefallen-Look auf und postet sie dann?
Es gibt noch hundert andere Gründe. Und alle sind verständlich. Die meisten davon sind aber vor allem eins: Nur in deinem Kopf.
Denn Selbst-Marketing bedeutet nicht, dass du laut brüllen musst. Es geht auch nicht darum, im Mittelpunkt zu stehen oder eine regelmäßige Seelen-Striptease zu veranstalten. Es geht darum, deine Persönlichkeit in deine Marke einfließen zu lassen.

Warum ist es wichtig?
Eigentlich hatten wir das schon.
In der heutigen Zeit ist nahezu alles grenzenlos verfügbar. Zumindest in unserer Gesellschaft. Du musst also einen guten Grund liefern, warum sich Leute für dein Angebot entscheiden sollten.
Gerade im Bereich Coaching und Mentoring, aber auch im Dienstleistungsbereich spielt der persönliche Faktor eine ganz entscheidende Rolle.
Niemand hat Bock, sich von jemandem Unterstützung zu holen, dem er nicht traut. Logisch. Würdest du ja auch nicht machen.
Vertrauen baut sich in erster Linie durch Gemeinsamkeiten auf. Gleiche Werte, gleiche Erfahrungen, ähnliche Ansichten.
Dafür musst du aber aufmachen und ein bisschen mehr von dir preisgeben als die Tatsache, dass du deinen Kaffee am liebsten schwarz trinkst oder nen Hund hast.
Wie schaffst du die Balance?
Diese Frage kriege ich ganz oft gestellt. Wo ist die Grenze? Wie viel Persönliches kann ich teilen, ohne mich angreifbar zu machen? Wann wird es unprofessionell? Was genau kann ich denn teilen, um mich als Personenmarke zu etablieren, ohne mich dabei zu verbiegen?
Erste Grundregel: es gibt einen Unterschied zwischen persönlich und privat. Wenn du Erlebnisse oder Erfahrungen teilst, solltest du zuerst einmal überlegen, welchen Mehrwert das für deine Leute bringt.
Ist es etwas, mit dem sie sich identifizieren können? Was sie vielleicht selbst schon so erlebt haben? Was also Verbindung aufbaut? Oder erzählst du es nur, um in einem guten Licht dazustehen?
Das ist ja immer alles Geschmacks-Sache. Aber mich persönlich nerven zum Beispiel all die Coaches die in jedem zweiten Post darüber schwärmen, wie easy peasy ihr Job doch ist. Zwei Tage ein paar Stunden arbeiten und sechs-stellig Geld scheffeln. Erstens glaub ich das nicht so ganz. Vor allem aber: wo ist da der Mehrwert für mich als Leserin?
Die zweite Frage, die immer mitschwingen sollte: Es ist ok, sich verletzlich zu zeigen, auch mal über Schwächen oder Rückschläge zu erzählen. Vertrauen und so. Trotzdem solltest du abwägen, welche privaten Details von dir ins Netz gehen. Und wer noch mit betroffen ist.
Stichwort Kinder und Partner. Die haben auch ein Recht auf Privatsphäre. Wenn du also als Familiencoach einen Rant über deine Teenie-Tochter vom Stapel lässt und wie du sie zur Vernunft gebracht hast – denk daran, dass sie in ein paar Jahren immernoch damit konfrontiert werden könnte. Das Internet vergisst nicht.
Storytelling als Mittel der Wahl
Meiner Meinung nach ist Storytelling der einfachste und angenehmste Weg, um dich als Personen-Marke sichtbar zu machen. Indem du Geschichten erzählst, deine Story regelmäßig teilst, bleiben deine Inhalte leichter bei den Leuten hängen.
Indem du Geschichten teilst, statt reines Wissen, bringst du Persönlichkeit rein. Dinge, die dir im Alltag passieren, Erlebnisse mit Kundinnen oder Kunden. Alles sowas.
Auf dem Weg können die Leute dich kennenlernen und besser einschätzen.
Damit meine ich jetzt nicht, random wirklich alles, was dir passiert, zu einer Erzählung zu verarbeiten. Sondern Storytelling ganz gezielt in deinem Marketing einzusetzen.
Eine Variante ist zum Beispiel deine Brand-Story. Die in gewisser Weise deinen Markenkern enthält und deutlich macht.

Ich nehm gern mal meine als Beispiel.
Ich komme ursprünglich aus der Corporate World, war jahrelang angestellte Geschäftsführerin bei einem Mittelständler. Ich hab den Job geliebt, bin dabei aber nach und nach ausgebrannt. Am Ende war ich einfach nur noch überfordert. Als gar nichts mehr ging, blieb gefühlt nur der Sprung in die Selbstständigkeit, denn vernünftig bezahlte Jobs sind bei mir in der Region rar gesäht und umziehen wollte ich allein schon aufgrund meiner Tochter nicht.
Hatte ich Bammel? Sowas von. Schließlich hab ich mich in einem Bereich selbstständig gemacht, den ich so nicht direkt gelernt oder studiert hatte. Und die Erfahrungen der Jahre davor haben auch nicht gerade zu meinem Selbstbewusstsein beigetragen.
Bin ich unterwegs auf die Nase gefallen? Oft genug. Aber nie so wirklich ernsthaft. Denn es gab ein unsichtbares Netz, das mich gehalten hat. Leute, von denen ich gelernt habe, die mir den Weg gezeigt haben. Buddies, die mich angefeuert und unterstützt haben. Kundinnen und Kunden, die mir regelmäßig spiegeln, wie viel ihnen die Arbeit mit mir bringt.
Heute bin ich mehr als dankbar für den Weg. Denn meine Arbeit erfüllt mich wahnsinnig, erlaubt mir vor allem aber auch so zu leben, wie es für mich und mein Squirrel-Brain am besten funktioniert.
Und genau da liegt mein Antrieb. Mein “Warum”. Ich möchte einfach anderen auch die Möglichkeit geben, ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu gestalten und dabei erfolgreich zu sein. Meiner Meinung nach hat jeder bestimmte Stärken. Wenn man die ausleben kann, ist das etwas Fantastisches. Und wenn ich mit meinem Wissen dazu beitrage, das Leute ihren Weg gehen können, bin ich mehr als happy.
Das ist mein Warum.
Das teile ich immer wieder mal, vor allem spüren es die Leute, die mir mir arbeiten aber auch. Es schwingt irgendwie immer mit.
Und genau so bekommst du Authentizität und Persönlichkeit in dein Marketing. Indem du diesen roten Faden hast.
Hast du gerade gedacht: “boah, die Ina ist aber ne eingebildete Zippe”? Oder das Gefühl gehabt, ich spule gerade einen Marketing-Monolog runter?
Ich hoffe und denke nicht 😉
Das macht gutes Storytelling aus. Nicht Geschichten erfinden, sondern seine eigenen entdecken und erzählen. Um so eine Verbindung zu anderen aufzubauen.
Jetzt überleg mal, was ist dein Warum? Deine Story?
Hast du ein Problem, die zu erzählen? Mit anderen zu teilen? Fühlst du dich dabei, wie vor dem Gedichtvortrag in der 10. Klasse?
Wahrscheinlich eher nicht.
Insofern entlasse ich dich aus der heutigen Folge mit einer kleinen Hausaufgabe.
Fühl mal rein, was dein Warum ist. Und dann teile es. In einem Post auf Facebook oder Instagram. Oder in deinem nächsten Newsletter. Die Reaktionen werden dir zeigen, wie stark dieses Stilmittel Storytelling ist.