Warum „Mehrwert liefern“ nicht die Lösung für dein Marketing-Problem ist

Ina Mewes

Wenn du dich mit Marketing beschäftigst, hast du diesen Satz garantiert schon oft genug gehört: „Liefere Mehrwert, dann kommen die Kunden von alleine.“ Klingt logisch, oder? Schließlich ist der Grundgedanke ja erstmal sinnvoll: Zeige dein Wissen, hilf deinem Publikum und baue dadurch Vertrauen auf. Blöderweise funktioniert das aber nur bedingt. Warum das so ist und was du stattdessen tun solltest, darum geht es in dieser Folge.

In der Online-Welt sind wir umgeben von kostenlosen Checklisten, Blogartikeln, Instagram-Karussells mit Tipps und „5-Schritte-Anleitungen“. Und trotzdem kämpfen so viele damit, sichtbar zu werden und Kunden zu gewinnen. 

Warum ist das so schwer? 

Content-Marketing wird doch ständig als das perfekte Sog-Marketing gehypt?

Das Problem? „Mehrwert liefern“ wird oft als reine Informationsvermittlung verstanden. Und das reicht halt nicht aus.

Mehrwert allein reicht nicht – das Problem mit der Austauschbarkeit

Stell dir vor, du suchst auf Google nach „Tipps für bessere Instagram-Posts“. Was bekommst du? Hunderte, wenn nicht tausende Treffer. Jeder Artikel enthält eine Liste mit Tipps. Aber wie viele dieser Inhalte bleiben wirklich hängen? Und noch wichtiger: Warum solltest du gerade von einer bestimmten Person lernen, wenn alle scheinbar dasselbe erzählen?

Hier liegt das eigentliche Problem:
  • Information allein macht dich nicht einzigartig.
  • Fakten helfen, aber sie berühren nicht.
  • Menschen erinnern sich an Geschichten, nicht an Listen.

     

Wenn du „Mehrwert liefern“ nur als „nützliche Tipps geben“ verstehst, wirst du leicht austauschbar. 

Die Lösung? Dich abheben, indem du nicht nur Wissen vermittelst, sondern Emotionen weckst und Persönlichkeit zeigst.

Menschen kaufen keine Tipps – sondern Emotionen und Verbindungen

Lass mich dir ein Beispiel geben:

Es gibt unzählige Bücher über gesunde Ernährung. Die meisten liefern nahezu identische Fakten: weniger Zucker, mehr Gemüse, ausreichend Proteine. Warum sind nun einige Ernährungsexperten unglaublich erfolgreich, während andere kaum Aufmerksamkeit bekommen?

  • Weil sie nicht nur Tipps geben, sondern eine persönliche Geschichte erzählen.
  • Weil sie nicht nur sagen, was gesund ist, sondern zeigen, wie sich das Leben durch ihre Methoden verändert hat.
  • Weil sie Emotionen ansprechen – sei es durch Humor, Authentizität oder eine polarisierende Meinung.

 

Denk an erfolgreiche Unternehmer wie Gary Vaynerchuk oder Marie Forleo. Sie geben nicht nur Business-Tipps – sie verbinden sie mit ihrer Persönlichkeit, ihren Ansichten und oft auch ihren persönlichen Erfahrungen. Genau genommen wirst du eher solche Inhalte von ihnen sehen als klassische Business-Tipps. 

Menschen entscheiden emotional und rechtfertigen ihre Entscheidung später rational. Das bedeutet: Selbst wenn deine Inhalte faktisch wertvoll sind, werden sie erst dann relevant, wenn sie auf einer emotionalen Ebene ankommen.

Was statt „Mehrwert liefern“ wirklich zählt

Wenn reine Information nicht reicht, was dann?

Sichtbarkeit ist eine Sache. Aber genau genommen möchtest du ja nicht nur Sichtbarkeit, sondern dass Menschen sich an dich und deine Inhalte erinnern. Im besten Fall sollten sie – wenn sie an dich denken, sofort auch dein Thema auf dem Schirm haben.

Das funktioniert am besten, indem du eben nicht nur Wissen vermittelst, sondern eine persönliche Verbindung schaffst. Aber wie kriegst du das hin?

In drei einfachen Schritten.

1. Werde dir klar über deine Positionierung.

Was genau ist deine Nische? 

Welches konkrete Problem lösen deine Angebote? 

An wen richten sie sich? Eine gute Positionierung ist das A und O. 

Einen der häufigsten Fehler, die ich sehe, ist, dass Leute sich zu breit aufstellen, weil sie viel anbieten können und hoffen, so mehr Kunden zu erreichen. Ist mir früher auch passiert.

Mal ganz simpel runtergebrochen: Ich weiß, wie Webseiten in WordPress erstellt werden, beherrsche nahezu alle Newsletter-Tools, bin Certified Admin für eine international populäre All-in-one-Marketing-Plattform, weiß, wie die üblichen Online Business-Strategien funktionieren, wie man Gruppenreisen organisiert, wie man das perfekte Guinness zapft, eine sau-leckere Gulasch-Suppe kocht. Ach ja, und das mit den Worten noch … You name it.

Ich kann wirklich viel und bin in den meisten genannten Dingen auch richtig gut. Trotzdem liegt mein Fokus zu 100% auf dem Thema Schreiben. Mittlerweile. Denn ich hab auch versucht, alles für jeden anzubieten.

Ich glaube, so richtig ist bei mir der Groschen gefallen, als ich mal eine befreundete Online-Unternehmerin gefragt hab, wo sie meine Stärken sieht und wofür sie mich empfehlen würde. Und dann erstmal ein langes Schweigen kam. Gefolgt von der Aussage, dass sie wisse, dass ich mega in ganz vielen Bereichen bin, aber wofür sie mich jetzt wirklich weiterempfehlen würde … schwierig.

Das saß. Und hat mich zum Nachdenken gebracht.

Zeigen wie “Schreiben” oder Marketing-Texte funktionieren ist auch noch keine klare Positionierung. Das ist immer noch zu breit.

Was mich unterscheidet und hoffentlich auch rüberkommt, ist die persönliche Note, die ich mit reinbringe und meine Haltung zu vielen klassischen Marketing-Maßnahmen. Die teilweise eher ablehnend ist. Ich bin ein Fan von Nicht-Anschrei-Werbung und dem Weglassen von unethischen Psychotricks. Weil es meiner Meinung nach halt auch anders geht. 

Ich beziehe Position. Und das solltest du auch.

Mach dir mal den Spaß und schau auf deine Positionierung

Ist die klar? Nischig genug? 

Beziehst du mit ihr auch wirklich Position? Oder schwimmst du im Einheitsbrei deiner Branche mit?

2. Trau dich, deine Persönlichkeit einzubringen.

Deine Tonalität, deine Werte, deine Haltung – all das macht dich einzigartig. Trau dich, nicht nur neutral wie Wikipedia zu informieren, sondern deine Meinung und Personalität einzubringen. Sei es beim Vermitteln von Wissen aber auch zwischendurch.

Du hast ne bestimmte Art von Humor, den nicht jeder liebt? Kein Drama. Solange er nicht komplett unter der Gürtellinie liegt oder andere verletzt, zeig den ruhig.

Du liebst Pink und hast nen Dialekt? So what. Dann ist es so. Solange man dich versteht, ist alles easy.

Es wird immer Leute geben, die mit dir und deiner Art nichts anfangen können. Es gibt aber auch die anderen, die genau diese Art genial finden und deshalb Interesse zeigen.

Dafür müssen sie deine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten aber erkennen können. Also zeig sie.

3. Nutze Storytelling

Ich kann es nur immer wieder betonen. Fakten überzeugen vielleicht, Geschichten bleiben hängen. Teile persönliche Erfahrungen, Anekdoten oder Beispiele, um deine Botschaft lebendiger zu machen. 

Dazu ein Beispiel: Stell dir zwei Steuerberater vor. Der eine erklärt nüchtern, welche Änderungen es im Steuerrecht gibt. “Seit Anfang des Jahres wird Online-Coaching innerhalb der EU steuerlich genauso betrachtet wie der Verkauf eines E-Books”. Aha.

Der andere erzählt eine Geschichte über eine Kundin, die im Februar ein Angebot endlich einmal erfolgreich gelauncht hat und völlig schockiert war, weil sie auf einmal mehrere tausend Euro Umsatzsteuer abführen musste, die sie so nicht auf dem Schirm hatte.

Welcher bleibt eher im Kopf, bleibt hängen? Ganz klar der zweite, oder?

Ein Mini-Ausflug in die Politik

Puh, nein, wir schauen nicht zu genau rein. Das macht aktuell nur Angst oder ruft den Vogel-Strauß-Reflex zumindest bei mir hervor. Aber versuchen wir mal den Blick mit der Profi-Brille auf das ganze Wahlkampf-Getöse – hier und auch in den USA.

Welche Nachrichten verfangen und bringen Wähler? Harte Fakten? Oder doch eher die teilweise absurden Stories?

Ein wunderbares Beispiel: “die essen die Hunde, die essen die Katzen”. Trumps Aussage, mit der er gegen Einwanderer polterte, war vor allem eines – eine gute Story. Keine Frage, das macht Bilder im Kopf und polarisiert extrem. 

Dass dieser Spruch massenhaft in Videos und Shorts geteilt wurde, die sich über ihn lustig gemacht haben, hat nur zusätzlich auf sein Wahlkampf-Konto eingezahlt. Denn wer echter Anhänger war, stand umso treuer zu dem armen alten Mann, der “ja nur die Wahrheit” sagt, wenn auch manchmal etwas komisch.

Emotionen schlagen Fakten in 99% der Fälle. Wenn du es schaffst, deine Inhalte emotional aufzuladen, werden sie eher ankommen. 

Die Balance finden: Wissen vermitteln, ohne langweilig zu sein

Ein häufiger Einwand den ich höre, ist: Aber meine Branche ist sachlich! Ich kann nicht einfach lustige Geschichten erzählen!

Dabei ist genau das eine enorme Chance. Gerade in „trockenen“ Bereichen kannst du durch einen unerwarteten, kreativen oder emotionalen Ansatz herausstechen. 

Und das ist grundsätzlich gar nicht so schwer.

Denn hinter jeder Ecke lauert eine gute Geschichte, die dir hilft, Informationen greifbarer zu machen oder Persönlichkeit reinzubringen. 

Untergräbt das deine Expertise? Kein bisschen. Ich mein, sind wir nicht alle Fan von Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern, die es schaffen, hochkomplexe Dinge so zu erklären, dass man sie als Normalsterblicher auch versteht?

So ähnlich geht es deinen Leuten mit deinem Thema. Wenn du mit deinen Fachbegriffen um dich haust, klingt das für Außenstehende schnell auch mal nach Raketenwissenschaft. Und genau das wollen wir ja vermeiden.

Ein extrem unterschätzter Mehrwert: Unterhaltung

Last but not least noch ein kleiner Hinweis von mir. Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir so im Schnitt auf Social Media, Youtube oder allgemein im Netz verbringen. Jetzt mal ganz realistisch betrachtet – wie viel davon nutzen wir tatsächlich für Recherche oder auf der Suche nach einer bestimmten Info? Wohl eher einen Bruchteil.

Die meiste Zeit geht für etwas anderes drauf: Unterhaltung, Ablenkung. Und ja, auch das ist ein Mehrwert.

Wenn du deine Inhalte so hinkriegst, dass sich Leute unterhalten fühlen, ist das auch schon ne Menge wert. Klar, du solltest aufpassen, dass du irgendwie immer nen Bezug zu deinem Business oder Thema hast. Sonst wirst du vielleicht Tiktok-Star, weil du einen neuen Tanz-Hype gestartet hast. Das bringt nur leider wenig für dein Business.

Mit den folgenden Inhalten liegst du aber immer richtig:

Eigene Erfahrungen, gerne auch Fehler, die du gemacht hast – und was du daraus gelernt hast.

Warum arbeitest du in deinem Bereich? Was treibt dich an?

Was sind Dinge, Mythen, Irrglauben in deiner Branche, die dich aufregen? Und warum?

Teil auch Kundenerfahrungen, zeig den Weg, den sie mit dir gegangen sind. 

Fazit: Dein Publikum braucht nicht nur Wissen, sondern Gründe, dir zuzuhören

Kurz gesagt: „Mehrwert liefern“ ist nicht falsch – aber es reicht nicht aus.

Deine Leute wollen mehr als nur Informationen. Sie wollen eine Verbindung. Sie wollen jemanden, der sie versteht. Sie wollen nicht nur hören, was sie tun sollten, sondern warum es für sie relevant ist und wie es sich anfühlt, es umzusetzen.

Also, anstatt dich darauf zu konzentrieren, einfach nur Tipps rauszuhauen, frag dich: Wie kann ich meine Inhalte so gestalten, dass sie nicht nur hilfreich, sondern auch erinnerungswürdig sind?

Denn das ist der wahre Mehrwert.

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About

Ich bin Ina.
Texterin, Storytelling-Coach – und ziemlich gut darin, Gedanken in Sprache zu bringen.

Ich unterstütze Selbstständige dabei, sichtbar zu werden.
Mit Worten, die nicht nur gut klingen, sondern tragen.
Ohne Content-Hustle. Ohne Schi-Schi.

Text, der wirkt – und verkauft.
So wie du bist.

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