Was ein Trödler-Schnäppchen mit mir und meinem Business zu tun hat

Heute mal wieder ein etwas persönlicherer Einblick in das Innenleben von Ina. Denn ja, ich musste in den letzten Tagen sehr über mich selbst schmunzeln.

Was ist passiert?

Vor einigen Jahren waren meine Partnerin und ich auf der Suche nach ein paar gebrauchten alten Möbeln. Also ganz klassisch Ebay-Kleinanzeigen durchforstet, fündig geworden, Händler angeschrieben und hin da.

Von einem dieser Ausflüge brachtenwir eine alte, komplett verrostete Petroleum-Lampe mit. “Hat nur nen Fünfer gekostet, können wir ja für Deko nehmen”.

Jahrelang hing das Ding nun also weiter vor sich hinrostend auf der Terrasse. Kein wirklicher Hingucker, allerdings so gut in einer Ecke versteckt, dass sie die immer mal wieder stattfindenden Entrümpelungs-Aktionen irgendwie überlebt hat.

Die Beziehung ist schon ein paar Jahre Geschichte, der Frühling steht vor der Tür, mein Kram draußen war nicht mehr wirklich ansehnlich. Ging zwar alles irgendwie noch, aber naja. Also hab ich die letzten Wochen genutzt, um draußen Kahlschlag zu betreiben, auszumisten, alten Kram loszuwerden, Neues anzuschaffen. Um so meinen Lieblingsplatz im Haus wieder so herzurichten, dass ich und Freunde gern dort Zeit verbringen. 

Während dieser Aufräumaktion fiel mir nun diese alte Lampe wieder in die Hände. Weg damit, die funktioniert eh nicht mehr und aufarbeiten ist viel zu viel Arbeit, war mein erster Gedanke. Ich hab’s aber nicht übers Herz gebracht.

Denn irgendwie hat sie bei mir Kindheitserinnerungen geweckt.

An flackernd, blakend beleuchtete Abende in unserem Bootshaus. Diesen ganz besonderen Geruch, den Petroleum-Lampen verströmen. Meinen kindlichen Respekt vor diesem Teil.

Ich bin im Osten groß geworden

Wie die meisten lebten meine Eltern mit mir in einer klassischen Plattenbau-Siedlung. 3 Zimmer, Küche, Bad. Heizung ohne Kohlenschleppen, warmes Wasser aus der Wand. Was heute teilweise “Ghetto” ist, war damals ein Stück weit Luxus.

Und wir hatten noch ein Stückchen mehr Luxus. Denn mein Vater besaß zusätzlich, statt einer Datsche, einen alten Angelschuppen an einem der umliegenden Seen, den er mit den Jahren zu einem rustikalen aber gemütlichen Wochenend-Domizil umgebaut hatte.

Trinkwasser musste im Kanister vom zwei Kilometer entfernten Bauernhof geholt werden, die Toilette war ein Balken über einem Erdloch im nahe gelegenen Wald. Von Strom nicht zu reden. Also mussten abends Kerzen – und eine Petroleum-Lampe – für Licht sorgen.

Wir verbrachten dort nicht nur die Wochenenenden, sondern auch unter der Woche wirklich viel Zeit. Von Mai bis Oktober hieß es nach Feierabend meistens, ab ins Auto – hin zum Bootshaus. Dieses teilweise Aufwachsen unter ganz einfachen Bedingungen, mitten in der Natur, war eine wundervolle Zeit, die mich bis heute geprägt hat. Wild durch den Wald ströpern, Angeln, Tiere beobachten, unheimlich viel Ruhe und gleichzeitig Gemeinschaft. 

Wenn es abends ins Bett ging, gab es wie gesagt kein elektrisches Licht. Kerzen erleuchteten unser kleines Idyll. Und halt eine Petroleum-Lampe. Die stand auf einer Kommode an meiner Couch und schenkte dieses leicht rußende, typisch riechende Licht zum Lesen vor dem Einschlafen. Das Runterdrehen des Dochtes war jedes Mal mit einer kleinen Angst verbunden – geht sie wirklich aus? Oder brennt der Docht weiter und das Ding explodiert? 

Nun steht also diese alte, verrostete, kleine Schwester meiner Kindheits-Lampe auf dem Schreibtisch rum.

Nicht Abfall, nicht wirklich zu gebrauchen.

Bei näherer Betrachtung merkte ich, dass sie offenbar nie benutzt wurde. Im Glas befand sich sogar noch das Werbeblättchen mit Betriebsanleitung. Neugierig geworden hole ich das stark vergilbte Papier raus und staunte nicht schlecht. Denn der Text ist auf Englisch.

Ein kurzes Stutzen meinerseits – auf dem Glas steht “Jena-Glas”. Und Jena lag ja nun mal eindeutig im Gebiet der DDR. War die Lampe für den Export gefertigt worden? Aber wie ist sie dann bei einem Rumpelhändler in Mecklenburg gelandet? Wie alt ist das Teil eigentlich?

Und zack – springt eine Eigenschaft von mir an, die mich manchmal wahnsinnig nervt, die mir aber auch regelmäßig Vorteile verschafft. Ich versinke im Recherche-Rabbit-Hole. Tauche tief in den Kaninchenbau, um möglichst alles zu erfahren und zu verstehen.

Die Aussage, ADHS-Hörnchen könnten sich nur schwer auf eine Sache fokussieren, ist Quatsch. Das können wir wunderbar, sogar soweit, dass wirklich alles andere ausgeblendet wird (Hyperfokus nennt man das). 

Durch diese Eigenschaft habe ich ein unheimlich breit gefächertes Wissen, weil es immer wieder Themen gibt, die im Moment eigentlich gar nicht relevant sind, in die ich aber trotzdem so tief wie möglich eintauche.

Was mir im Berufsleben extrem weiterhilft.

Denn so fällt es mir leicht, mich in die verschiedensten Branchen reinzudenken, Zusammenhänge zu verstehen und auch über den Tellerrand hinauszudenken.

Und es bringt noch einen Vorteil mit sich: Small Talk ist kein Drama für mich. Denn ein gemeinsames Thema findet sich immer.

Warum das manchmal enorm nervt?

Nun ja, ich hätte die letzten beiden Abende sicher Besseres anstellen können, als krampfhaft zu versuchen, herauszufinden, zu welcher Baureihe meine Lampe gehört. 

Hätte stoppen können bei: ok, wahrscheinlich eines der letzten Modelle der 80ger Jahre. Aber da stimmten halt nicht die Mini-Details. Bei denen ist der eine Hebel links, nicht rechts. 

Also weitersuchen. Wenn mein Hyperfokus auf ein Thema anspringt, krieg ich den ganz schlecht abgestellt. 

Ergebnis soweit: die Lampe dürfte wohl aus den Kriegsjahren stammen, irgendwann zwischen 1937 und 1948 hergestellt.

Ein kleines Wunder, dass sie noch nie eingesetzt wurde.

Und ich weiß jetzt, wie ich sie retten kann. Denn der Rost ist nur oberflächlich. Den kann man entfernen. Die Mechanik funktioniert noch, der Docht ist fit.

Was ich ebenfalls faszinierend fand: es gibt auch für dieses Thema Experten. Leute, die davon so fasziniert sind, dass sie sammeln. Nicht nur Objekte, sondern auch jede Menge Informationen. Und sie mit dem Rest der Welt teilen, dem Internet sei Dank.

Die Lampe wird also endlich nach rund 80 Jahren die Chance bekommen, ihren Job zu machen. Einen besonderen Platz auf der Terrasse erhalten. Und damit Kindheitserinnerungen mit dem “endlich angekommen, zu Hause”-Gefühl verbinden.

Und – ich hab wieder was Neues gelernt und damit mein inneres Eichhörnchen glücklich gemacht.

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Ina Mewes, text and sell

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