Früher war ich die Spontanität in Person.
Meine Eltern hat das wahrscheinlich oft genug zur Verzweiflung getrieben. Im Fernsehen läuft Mila Superstar? Ich muss unbedingt Volleyball spielen! Der Rave gut 800 Kilometer weit weg ist am Tag vor einem Job? Egal, wir fahren trotzdem. Die Uni in Bielefeld bietet interessante Studiengänge? So ein Umzug ist doch kein Problem!
Geändert hat sich das mit der Geburt meiner Tochter. Auf einmal ging es nicht mehr nur um mich, sondern ich hatte Verantwortung.
Jeder einzelne Schritt hat Konsequenzen. Aber sind es die, die ich will und vertreten kann? Ist es nicht besser, das Studium abzubrechen, eine Ausbildung zu machen und endlich mal Geld zu verdienen, statt wirren Träumen hinterher zu jagen?
Nach und nach zog die Starre bei mir ein. Ich begann, alles zu zergrübeln.
Standen Entscheidungen an, hatte ich alle 100 Varianten bereits mehrfach im Kopf durchgespielt. Nur um dann mit Schrecken festzustellen, dass am Ende Variante 101 eintrat, auf die ich nicht vorbereitet war.
Das Ergebnis davon war, dass ich in den meisten Fragen auf Nummer sicher ging, kein Risiko, nur nicht aus der Komfortzone rauskommen. Obwohl, was genau ist eigentlich die Komfortzone, wenn man sich darin alles andere als sicher und aufgehoben fühlt?
Nicht falsch verstehen, mein Leben war von außen betrachtet nahezu perfekt. Toller Job, gutes Geld, Anerkennung, Freunde, Familie, alles da. Das Dumme daran: es war nicht MEIN Leben.
Erkannt habe ich das, aber was wäre die Alternative? Und schon ging das Gegrübel wieder los. So hing ich weitere Jahre fest. Bis es irgendwann nicht mehr ging.
Ausschlaggebend für meine Veränderung war, dass ich erkannte, wie meine Gedankenschleifen und mein Sicherheitswahn nicht nur mir schadeten, sondern auch der Person, um die es ja eigentlich ging – meiner Tochter. Die hatte nämlich gar nichts von ihrer Mutter. Ständig am Arbeiten, immer in Gedanken beim Job – behütet aufwachsen ist was Anderes.
Als ich das wirklich begriffen hatte, kündigte ich und sprang ins kalte Wasser. Attacke!
Das Ganze ist jetzt ein paar Jahre her, bereut habe ich es keine Sekunde.
Und ich habe gelernt.
Es ist gar nicht so schlimm, wenn ich nicht ewig über Konsequenzen nachdenke. Ein bisschen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und vor allem auf das eigene Bauchgefühl hilft.
Ich versuche ganz bewusst, mich neuen Herausforderungen zu stellen. Das kitzelt im ersten Moment im Bauch, fühlt sich dann aber enorm gut an.
So nach Leben.
Nach Bewegung.
Kein Stillstand mehr, keine Schockstarre.
Volleyball spiele ich nicht wieder, spontane Umzüge sind auch nicht geplant. Aber in vielen anderen Bereichen gilt für mich heute: „Na denn, Attacke!“
Nicht ewig überlegen und zergrübeln sondern machen.
Lass mich raten, Du hast bestimmt auch ein paar Pläne und Ideen im Hinterkopf.
Worauf wartest Du?
Was bremst Dich?
Ist es nur Dein Kopf?
Dann los, Attacke!
Eine Antwort
Guten Morgen,
wenn Du so weiter schreibst, dann springe ich auch noch mal ins kalte Wasser 😉
Herzlich
Ein Warmduscher…